© 2017 Reiner Wandler

Brüssel, wir haben ein Problem

 

Egal wie man es dreht und wendet: Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung hat die Wahlen gewonnen. Darüber kann auch der berechtigte Freudentaumel bei den rechtsliberalen Ciudadanos nicht hinwegtäuschen. Sicher, die Partei von Inés Arrimadas ist stärkste Kraft in Katalonien geworden. Sie hat wie keine andere diejenigen erreicht, die für die bedingungslose Einheit Spaniens eintreten. Doch die drei Kräfte, die bereits bisher den abgesetzten Regierungschef Carles Puigdemont unterstützten, haben erneut die Mehrheit im Autonomieparlament.

Sie werden sie nutzen, um den vor Strafverfolgung nach Brüssel geflohenen erneut ins Amt zu wählen. Und Puigdemont wird daran darauf bestehen, in den Palast der Autonomieregierung Generalitat in Barcelona zurückzukehren.

Bisher droht ihm die sofortige Verhaftung wegen dem trotz Verbot abgehaltenen Unabhängigkeitsreferendum und der Ausrufung der Katalanischen Republik. „Rebellion“, „Aufstand und „Veruntreuung öffentlicher Gelder“ sei dies gewesen, so die Justiz. Puigdemont, seiner abgesetzten Regierung, dem Präsidium des alte Parlamentes und zwei Aktivisten drohen bis zu 55 Jahre Haft. Mehrere von ihnen wurden am Donnerstag als Volksvertreter gewählt.

Es ist keine leichte Situation für den in Madrid regierenden Konservativen Mariano Rajoy. Er hat Katalonien unter Zwangsverwaltung gestellt, Puigdemont des Amtes enthoben, die Strafverfolgung der katalanischen Politiker gefördert, das Parlament aufgelöst und Neuwahlen angesetzt. Damit alles bleibt wie es war?

Rajoy kündigte bereits vor dem gestrigen Urnengang an, im Falle eines Wahlsieges der Unabhängigkeitsbefürworter die Anwendung des Verfassungsartikel 155, der der Zwangsverwaltung zugrunde liegt, zumindest teilweise aufrecht erhalten zu wollen. Katalonien als eine ewig gegängelte Region also, in der Madrid jederzeit ein Veto gegen Parlamentsentscheidungen einlegen oder die katalanische Volksvertretung Kataloniens zu jedem Zeitpunkt auflösen kann? Oder gar mit einem Ministerpräsidenten Puigdemont hinter Gittern?

Einen solchen Raum ohne Demokratie kann und darf es in der Europäischen Union nicht geben. Es ist an der Zeit, dass Brüssel nicht länger wegschauen. Die EU muss jetzt einschreiten. Sie kann nicht länger, wie bisher geschehen, Rajoy bedingungslos unterstützen. Spanien und Katalonien brauchen keine neue Kraftproben und Zwangsmaßnahmen. Es braucht einen Dialog. Die EU muss diesen vermitteln.

Was bisher geschah: