Das Fangschiff Yongding/Foto: Interpol
11 Millionen Euro Bussgeld drohen der nordpanischen Reederei Vidal Armadores, das gaben zum Wochenende die spansichen Behörden bekannt. Das Unternehmen wird 19 Mal der sogenannten IUU-Fischerei – des illegalen Fischfangs – in den Gewässern der Antarktis beschuldigt. Es geht um vier Fangschiffe, die im März in Thailand festgesetzte Kunlun, die beiden in Cabo Verde blockierten Songhua und Yongding, sowie um die Tiantai. Sie alle waren von den Behörden in Australien und Neuseeland beim Fang von Seehecht in der Antarktis ertappt worden. Sie verfügten weder über eine Lizenz, noch machten sie vor illegalen Fangmethoden oder geschützten Meeresregionen halt.
Eine 70 Stunden dauernde Durchsuchung des Reedereibüros in Ribeira unweit der nord-westspanischen Hafenstadt La Coruña im März brachte über 3.000 Dokumente an den Tag, die belegen, dass Vidal Armadores hinter einem weitverzweigten Netzwerk steckt, dem diese Schiffe die unter so exotischen Fahnen wie die von Äquadorial-Guinea, Thailand oder der Mongolei fuhren angehörten. Dank eines erst im vergangenen Dezember verabschiedeten Gesetzes kann die Reederei jetzt belangt werden.
Umweltschutzorganisationen, die seit Jahrzehnten gegen den illegalen Fang aktiv sind, begrüssen das Vorgehen der Spanier. „Dies ist die höchste bekannte Sanktion und die erste, die in dieser Form im Zusammenhang mit IUU-Fischerei in der Europäischen Union verhängt wurde“, erklärt Maria Jose Cornax, Managerin der Fischereikampagnen bei Oceana. Dies sende „eine klare Warnung an diejenigen, die sich bislang im Schatten anonymer Briefkastenfirmen in Übersee-Häfen unter Billigflaggen in Sicherheit wähnten.“
Wie das System funktionierte zeigt die Geschichte der Songhua. Das Fangschiff wurde bereits 2008 von Australien beim illegalen Fang aufgebracht. Damals hieß das Schiff noch Paloma V und fuhr unter der Fahne von Namibia. Es wurde auf eine schwarze Liste gesetzt. Kurz darauf benannte der Reeder das Schiff um. Mittlerweile hat es seinen achten Namen in nur sieben Jahren. Die Fahne von Namibia, Kambodscha, Mongolei und Tanzania wehten nacheinander am Mast. Der Besitzer im Hintergrund blieb immer der gleiche, die Reederei Vidal Armadores in Spanien.
Die Regierung in Madrid war in der Vergangenheit immer wieder schwerer Kritik ausgesetzt. Als eine der größten Fangnationen weltweit, verfügte Spanien bis vergangenen Dezember über kein wirksames Gesetz. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace – die bereits 2009 erfolglos eine Klage beim obersten spanischen Strafgericht, der Audiencia Nacional gegen Vidal Armadores eingereicht hatte – warf Madrid vor die illegalen Praktiken stillschweigend zu tolerieren. 2005 hatte die Reederei gar eine staatliche Hilfe erhalten.
15 Prozent des weltweiten Fischfangs wird von Piratenfischern wie den vier sanktionierten durchgeführt, so die Schätzungen von Behörden und Umweltschutzorganisation. Das sind über 14 Millionen Tonnen. Ein Großteil davon wird in thailändische Häfen gelöscht. Das Land ist die Nummer 3 in Sachen Fischvermarktung weltweit. Brüssel droht jetzt damit Thailand, wie bereits zuvor Sri Lanka, Guinea und Kambodscha, auf eine Liste der Länder zusetzen, aus denen kein Fisch in die EU eingeführt werde darf. Thailand hat sechs Monate, um Massnahmen gegen Piratenfisch zu ergreifen.