Spanien ist künftig Dreh- und Angelpunkt wenn es um die US-Strategie in Afrika geht. Der stellvertretende US-Aussenminister Tony Blinken und sein spanischer Kollege Ignacio Ibáñez unterzeichneten am Mittwochnachmittag ein bilaterales Abkommen, in dem der Luftwaffenstützpunkt Morón de la Frontera, rund 50 Kilometer von der südspanischen Stadt Sevilla entfernt, für unbestimmte Zeiten der US-Airforce überlassen wird. Bisher wurde die US-Präsenz von Madrid jährlich verlängert. Ursprünglich sollte US-Aussenminister John Kerry zur Unterzeichnung anreisen. Doch dieser erholt sich von einem Fahrradunfall, bei dem er sich ein Bein brach.
Die US-Airforce wird in Morón eine Schnelle Eingreiftruppe stationieren, die US-Interessen in Afrika schützen soll. Dazu werden die 800 Soldaten auf 2.200 aufgestockt. Ihnen stehen 26 Flugzeuge statt bisher 17 zur Verfügung. Insgesamt können – so das neue Abkommen – bis zu 3.000 Mann und 44 Flugzeuge stationiert werden.
Morón und die nahegelegenen Marinebasis Rota sind die letzen beiden der ursprünglich vier US-Basen auf spanischem Boden, die Diktator Franco 1953 den Amerikanern überließ. Aus Zaragoza und Torrejón bei Madrid zogen sich die US-Streitkräfte nach Ende des Kalten Krieges zurück. Ob Kubakrise oder Irakkrieg, die spanischen US-Basen waren immer mit von der Party.
Die Airbase in Morón untersteht dem Kommando für Afrika Africom in Stuttgart. Zusammen mit Stützpunkt in Sigonella auf Sizilien organisiert die USA von hier die Einsätze in Afrika. Es geht dabei vor allem um den Norden des Kontinents, einer der instabilsten Weltregionen. Algerien befand sich jahrelang im Bürgerkrieg zwischen Armee und Islamisten, in Libyen bekriegen sich verschiedene Kriegsherren nach dem Natoeinsatz der 2011 zum Sturz von Oberst Gaddafi führte, und Mali befindet sich ebenfalls im Visier radikaler Islamisten.
In Spanien sind die US-Stützpunkte nicht unumstritten. Der Widerstand gegen die US-Basen und den Nato-Beitritt des Landes in den 1980er Jahren führte zu einer der stärksten Protestbewegungen, die Spanien je sah. Bis heute ist das Nein zur US-Präsenz in der Linken tief verankert.
Auch seitens der sozialdemokratischen PSOE wird Kritik am Abkommen laut. Sie beschuldigen den konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy das Abkommen ausgehandelt zu haben, ohne das Parlament ausreichend darüber zu informieren. Rajoys Partido Popular (PP) verfügt über die absolute Mehrheit und wird das Abkommen so einfach durchwinken.
Der PSOE geht es um die sozialen Aspekte des Abkommens. In den letzten Jahren wurden in Morón 240 zivile, spanische Mitarbeiter entlassen. Jetzt wo der Stützpunkt ausgebaut wird, ist von Wiedereinstellung, wie sie die Gewerkschaften fordern, nicht die Rede. /Foto: US Airforce