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Banker muss in U-Haft

Der ehemalige Chef der spanischen Sparkasse Caja Madrid, Miguel Blesa, sitzt seit Donnerstag kurz vor Mitternacht in U-Haft. Nach einem mehrstündigen Verhör ließ Ermittlungsrichter Elpidio Silva den 65-Jährigen festnehmen. Blesa, der Caja Madrid von 1996 bis 2008 führte, wurde außerdem der Reisepass abgenommen. Falls er 2,5 Millionen Euro Kaution hinterlegt, kommt er bis zum Verfahren wieder auf freien Fuß.

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Miguel Blesa, enger Freund des ehemaligen konservativen spanischen Regierungschefs José María Aznar, werden Unregelmäßigkeiten beim Kauf der us-amerikanischen City National Bank Florida (CNBF) vorgeworfen. Caja Madrid habe, so erklärt der Richter unter Berufung auf eine Studie der spanischen Zentralbank, beim Kauf der CNBF Verfahrenstricks angewandt, um der Kontrolle der Madrider Regionalregierung zu entgehen. Der Preis von rund 1,1 Milliarden Dollar sei zudem weit überhöht gewesen.

Caja Madrid erstand die CNBF als die Hypothekenblase in den USA bereits geplatzt war. Was Blesa als „Chance für ein gutes Geschäft“ darstelle, habe in „Wirklichkeit zu einem Aderlass geführt“, so die Nebenklage. Auch der Richter geht davon aus, dass die Operation zu Verlusten von mindestens einer halben Milliarde Euro für Caja Madrid zur Folge gehabt.

Die hauptstädtische Sparkasse ging 2011 in Bankia auf. Dieses Geldinstitut, Ergbenis einer Fusion mehrer Sparkassen, ist seit 2012 nach Verlusten von über 19 Milliarden Euro staatlich interveniert. Die Pleite von Bankia löste einen schwere Krise aus, die schließlich dazu führte, dass Spanien vor knapp einem Jahr in Brüssel um 100 Milliarde Euro Hilfsgelder nachfragen musste und seither von der Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB), EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds (IWF) überwacht wird.

Außerdem ermittelt Richter Silva gegen Blesa wegen der Vergabe eine Kredits von über 26 Millionen Euro an die Reisebürokette des ehemaligen Vorsitzenden des spanischen Unternehmerverbandes CEOE, Gerardo Díaz Ferrán. Dieser sitzt mittlerweile wegen Verdachts auf betrügerischem Bankrott ebenfalls in U-Haft.

Blesa ist der erste Banker, der seit 20 Jahren ein spanisches Gefängnis von Innen sieht. Allerdings könnten ihm bald schon weitere Berufskollegen folgen. Gegen rund 90 Mitglieder aus Vorständen verschiedner Sparkassen wird derzeit ermittelt. Darunter auch Blesas Nachfolger bei Caja Madrid und später Bankia, Rodrigo Rato, einst Wirtschaftsminister unter Aznar und dann Direktor des IWF.

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