© 2011 Reiner Wandler

"Der Anfang einer Revolution"

 

Hernán, macht keine Angaben, weder zum Nachnamen, noch Beruf, noch zu seinem Alter. Auch ein Foto will er nicht. Der Mann Anfang 20 stellt sich als „einer der Sprecher des Protestcamps in Madrid“ vor, als solcher sei er „dennoch nur einer von vielen“.

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Wer steckt hinter diesem Camp?

Das Camp unter dem Motto „Nehmt Euch den Platz“ ist eine spontane Aktion. Die Idee kam am Sonntag nach der Großdemonstration auf. Etwa 100 Menschen gingen nicht nach hause, sondern besetzten den Platz. Mittlerweile haben wir eine breite Unterstützung in ganz Spanien. In den meisten größeren Städten gibt es Camps wie das unsere.

Wie organisiert Ihr das Zusammenleben hier mitten in der Stadt? In der vergangene Nacht waren mehrere Tausend Menschen auf dem Platz.
Wir haben verschiedene Kommissionen eingerichtet. Eine Gruppe, die weitere Aktionen debattiert und vorbereitet, eine Gruppe, die die Reinigung des Platzes organisiert, andere kümmern sich um die Infrastruktur, das heißt um die Sonnendächer, Matratzen, Sitzgelegenheiten, etc. dann gibt es die Sprecher, die Küchengruppe, und eine Gruppe von Anwälten, die sich um die rechtlichen Angelegenheiten kümmert.

Klingt nach einer umfangreichen Organisation.

Was uns noch fehlt ist eine Sanitätergruppe. Aber wir hoffen, dass sich im Laufe des Tages auch dafür Freiwillige mit Erfahrung melden.

Viele Medien ziehen Parallelen zu der Besetzung des Tahrir Square in Kairo. Stand die ägyptische Revolution Pate für das Camp?
Alles steht irgendwie im Zusammenhang. Das hier ist eine Intellektuelle Revolution. Und wir versuchen dem was uns in Nordafrika vorgemacht wurde auch hier gerecht zu werden. Auch hier in Europa brauchen wir einen Wandel. Mit unserem Camp wollen wir dies der Bevölkerung hier in Europa verständlich machen.

In Ägypten ging es um den Sturz einer Diktatur, hier nur um Forderungen innerhalb eines demokratischen Systems?
Beide Proteste gehen von der tiefen, breiten Unzufriedenheit mit den herrschenden Zuständen aus und sind in der Lage breite Solidarität zu erzeugen. Das haben wir mit den Menschen in Ägypten gemeinsam.

Was passiert nach den Kommunal- und Regionalwahlen am Sonntag?
Das werden wir in den kommenden Tagen auf den Versammlungen entscheiden. Das ist erst der Anfang einer Revolution.

Eine Revolution?

Ja, wir wollen das Ende dieses aggressiven Zweiparteiensystems, das die gesamte Gesellschaft kontrolliert und paralysiert. Wir wollen echte Meinungsvielfalt.

Was bisher geschah: