Es ist, als wäre ein tonnenschwere Steinplatte von Spanien genommen worden. Noch vor einer Woche sprach niemand über Politik, nicht einmal die Politiker. Die beiden großen Parteien machten sich im Wahlkampf gegenseitig absurde Vorwürfe und redeten über alles, nur nicht über das, was die Menschen bewegt: Die hohe Arbeitslosigkeit, der Abbau des Sozialstaates bei gleichzeitiger Unterstützung der Banken mit Millionenbeträgen.
Jetzt schauen die Menschen auf ganz andere Bilder und hören ganz andere Töne. Dank der Bewegung der „Empörten“, wie sich die Jugendlichen nennen, die in dem meisten großen Städten Plätze besetzt haben, wird wieder über Politik geredet, allerdings nicht über die Politiker. Die sind in den Umfragewerten am Tiefpunkt ihrer Glaubwürdigkeit. Beide – Zapatero und der Chef der Konservativen Mariano Rajoy – liegen bei der Beliebtheitsskala, die sich des Schulnotensystems bedient, irgendwo zwischen einer 5 und einer 6.
Wer glaubt, die Versammelten mit einem Verbot durch die Wahlkommission und der Androhung eines Polizeieinsatzes einschüchtern zu können, irrt. Nach der Räumung von ein paar Hundert in Madrid Montag auf Dienstag, kamen Zehntausend. Nach dem ersten Verbot durch die regionale Wahlkommission 15.000 und am Donnerstag in Erwartung des Spruches der nationalen Wahlkommission 20.000.