© 2012 Reiner Wandler

Brandgefährliche Sparpolitik

In der Region rund um Spaniens Mittelmeerstadt Valencia toben seit mehreren Tagen zwei riesige Waldbrände. Trotz dem Einsatz von rund 1.500 Feuerwehrleuten und Helfern, Hubschrauber und Löschflugzeugen sind die Feuer nicht unter Kontrolle zu bekommen. Insgesamt wurden – so die Schätzungen der zwölf betroffenen Gemeinden rund 50.000 Hektar vernichtet. Zum Vergleich: Wien ist 41.487, Berlin 89.175 und Zürich 9.188 Hektar groß

Über 2.000 Menschen mussten bisher ihre Wohnungen verlassen, zwei Dörfer sind völlig von der Aussenwelt abgeschnitten. Das AKW in Cofrentes musste kurzzeitig auf Notbetrieb per Dieselaggregat umstellen, nachdem eine Versorgungsleitung vom 11 Kilometer entfernte Feuer beeinträchtigt wurde.

Die Katastrophe – der heftigste Waldbrand in Spanien seit den 1960er Jahren – entwickelt sich zusehends zum politischen Skandal. Denn zur Verbesserung der Haushaltslage in de fast bankrotten Region Valencia wurde die Schere auch bei den Ausgaben zur Brandverhütung und -bekämpfung angesetzt.

Juan Ponce, Sprecher des links-ökologischen Parteienbündnisses Compromís im Landesparlament der Region Valencia rechnet vor: „Für diesen Sommer stehen 15 Millionen Euro weniger zur Verfügung, als im vergangenen Jahr.“ Das bedeute eine Kürzung von 14 Prozent. Konkret führe diese „Optimierung der Ressourcen“, wie es die Landesregierung der konservativen Partido Popular (PP), die auch in Madrid regiert, nennt, zu einer Entlassung von 700 Mitarbeitern des Dienstes zur Verhütung und Bekämpfung von Waldbränden. „Außerdem stehen drei Flugzeuge weniger zur Verfügung“, beschwert sich Ponce. Compromís fordert eine „ernste und gründliche Untersuchung“ der Katastrophe im spanischen Parlament.

Während Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy das Endspiel der EM Spanien gegen Italien live verfolgte, lief zu Hause der Twitter heiß. Das Thema mit den meisten Nachrichten war nicht etwas das gute Spiel der spanischen Nationalmannschaft, sondern #ArdeValencia (Valencia brennt). Verzweifelte Gemeindeverwaltungen suchten über das soziale Netzwerk Freiwillige, um ihren Ort vor den Flammen zu schützen. „In Colorado brennen 7.000 Hektar und Obama besucht das Gebiet; in Valencia brennen 50.000 Hektar und Rajoy geht zum Fußball“, lautete eine der wütenden Twitterkommentare.

Was bisher geschah: