© 2011 Reiner Wandler

#acampadasol – no se va

 

Die Bewegung für eine „Echte Demokratie jetzt!“ geht auch nach den Regional- und Kommunalwahlen vom Sonntag weiter. Dies beschlossen unter brütender Sonne am Sonntag Mittag Tausende von Menschen auf einer Vollversammlung des Protestcamps im Stadtzentrum Madrid. Sie wollen die Puerta de Sol „mindestens eine Woche länger“ besetzt halten, um weiter für ihre Ziele einzutreten. In den nächsten Tagen sollen überall in Madrid Stadtteilversammlungen auf öffentlichen Plätzen einberufen werden, um noch mehr Menschen unter anderem gegen den Sozialabbau in Folge der Krise, die Arbeitslosigkeit, die Korruption und für ein gerechteres Wahlsystem zu mobilisieren.

In Spaniens zweitgrößter Stadt, Barcelona, beschloss das dortige Camp bereits am Samstag zwei Großdemonstrationen für die nächsten Wochen vorzubereiten. Am Sonntag Abend sollte über die Zukunft des Camps selbst abgestimmt. Es gilt als sicher, dass auch Barcelona weitermacht. In vielen anderen Städten Spaniens fanden am Sonntag ebenfalls Versammlungen statt. Aufgeben wird wohl auch hier keiner.

Die Bewegung 15M, so genannt nach den Auftaktdemonstrationen am 15. Mai, fordert die Behörden mit der Entscheidung zu bleiben einmal mehr heraus. Bereits in der Nacht vom Freitag auf Samstag ignorierten sie ein Verbot aller Kundgebungen durch die Wahlkommission am Tag des Nachdenkens vor den Wahlen und am Tag des Urnengangs selbst.

Überall in Spanien versammelten sich Zehntausende von Menschen in den Camps. Alleine in Madrid waren weit über 30.000 zum zentralen Platz Puerta de Sol gekommen. Viele verklebten sich Punkt Mitternacht den Mund. Der „stumme Schrei“ – wie die Schweigeminute getauft wurde – endete in einem „Das Vereinte Volk wird niemals besiegt werden!“

Auf die Fassade der Madrider Regionalregierung wurde in mehreren Sprachen das Wort „Unidad“ – „Einheit“ – projiziert. Die Spanish Revolution, wie sich die Facebook-Mobilisierung nennt, postuliert ihren globalen Anspruch. In knapp 300 Städten – selbst im Ausland – hielten die Versammlungen das ganze Wochenende über an. Die Polizei ließ sie trotz Verbot gewähren.Längst haben sich die Protestcamps zu kleinen Städten ausgewachsen. In Madrid verfügen die Besetzer der Puerta de Sol über einen eigenen Sicherheitsdienst, die Respektkommission, wie sie es nennen, über eine Müllabfuhr, die den Platz selbst dann sauber hält, wenn wie am Wochenende Zehntausende kommen. Bibliotheken, Zeitungslesesäle, Kindergärten, Essensausgabe und medizinische Versorgung funktionieren Dank der ständig zunehmenden Solidarität, die den Campierenden aus der Bevölkerung zu Teil wird.

Was bisher geschah: