Ein Gruppe von Neonazis griff am Dienstag Abend die Moschee in Madrid mit Bengalischen Feuern und Rauchkerzen an. Auf einer Brücke über die Stadtautobahn, die zum größten muslimischen Gebetshaus Spaniens führt, hängten sie ein Transparent auf: „Heute Brüssel, morgen Madrid?“ war darauf zu lesen. Das Sicherheitspersonal der Moschee schloss rechtzeitig die Tore, bevor die Gruppe auf das Gelände vordringen konnte.
Die Aktion „gegen den radikalen Islamismus“ war minutiös vorbereitet. Die Rechtsradikalen begleiteten ihren Überfall live auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. #TerroristasWelcome lautete der Hashtag, angelehnt an das nicht nur in Spanien bekannte #RefugiadosWelcome. „Moscheen raus aus Spanien“, skandierte die Gruppe. In den sozialen Netzwerken warfen sie der Madrider Moschee vor, den Islamischen Staat zu finanzieren. Die Nazis beriefen sich dabei auf mehrere rechte Internetnachrichtenseiten, die vor wenigen Monaten das Gerücht in die Welt gesetzt hatten, die Moschee würde von jedem Gläubigen vor den Gebeten zehn Euro „Revolutionssteuer“ verlangen. Angeblich würde die Polizei und die Staatsanwaltschaft ermitteln. Offiziell wurde dies allerdings nie bestätigt.
Die Aktion geht auf das Konto der wohl aktivsten rechtsradikale Gruppe in der spanischen Hauptstadt. Sie stammt aus einem besetzten Haus, in dem sie ein „Nationales Sozialzentrum“ unterhält. Dort geben die Neonazis an Krisenopfer Lebensmittel aus. Nur an Spanier, versteht sich.
Bereits Ende 2015 führte die Gruppe eine ähnliche Aktion durch. Damals griffen sie die Zentrale der Partido Popular (PP) des amtierenden, konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy ebenfalls mit bengalischen Feuern an. Im Innern tagte der Parteivorstand, um das schlechte Abschneiden bei den Parlamentswahlen am 20. Dezember 2015 zu analysieren. Der Schlachtruf der Gruppe lautete damals „Arriba España“, das Motto der Faschisten unter Diktator Francisco Franco.
Die im Madrider Rathaus regierende Bürgerliste „Jetzt Madrid!“ rund um die junge Antiausteritätspartei Podemos verurteilte den Übergriff scharf. „Sie werden die muslimische Gemeinschaft nicht kriminalisieren. Wir kämpfen gemeinsam gegen den Terrorismus. Zusammenleben = sichere Städte“, heisst es auf dem Twitter der Bürgerliste.