Spanien legt Hand an das Symbol der Franco-Diktatur schlecht hin. Die im Valle de los Caídos – dem Tal der Gefallenen, beerdigten Opfer des spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) sollen registriert werden. Die Angehörigen, die das wünschen, können dann anschließend die sterblichen Überreste der Ihrigen auf einen Friedhof ihrer Wahl überführen. Das beschloss das spanische Parlament und gab damit einem Ansinnen von Vereinigungen der Opfer des Bürgerkrieges und der Diktatur unter General Francisco Franco, der das Land auf der iberischen Halbinsel von 1939 bis 1975 mit eiserner Hand regierte, statt.
Das Valle de los Caídos ist eine unweit von Madrid in den Fels gehauene 260 Meter lange Kathedrale, die von einem 150 Meter hohen, steinernen Kreuz überragt wird. Das Monument wurde in den 1940er und 1950er Jahren von 14.000 republikanischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in den Berg getrieben. 40.000 – 60.000 Opfer beider Lager des spanischen Bürgerkrieges wurden dort beerdigt. Diktator Franco, der nach seinem Tod am 20. November 1975 ebenfalls dort beigesetzt wurde, sah darin ein Akt der Aussöhnung der beiden Spanien. Seit Francos Tod ist der Ort eine Wallfahrtsstätte für Ewiggestrige. Alle Jahre wieder feiern sie dort am Todestag des Generals eine Messe. Die Angehörigen der Unterlegenen des Bürgerkrieges sehen in der Felskathedrale und den Massengräbern bis heute ein Ort der Demütigung.
Der vom Parlament auf Initiative zweier kleiner, linker Parteien verabschiedete Antrag sieht vor, dass die Regierung „in einem Zeitraum von sechs Monaten ein Register der dort in den Massengräbern beigesetzten Personen“ erstellt. Danach sollen diese Daten „den Familien und anderen Interessierten“ zugänglich gemacht werden. Die Exhumierungen und Überführungen sollen vom Staat bezahlt werden. Nur die konservative Opposition der Partido Popular stimmte gegen den Antrag. Für sie ist das Tal der Gefallenen ein ganz normaler Friedhof und müsse als solcher erhalten bleiben.
Bei den Opfervereinigungen stößt die Initiative auf große Zustimmung, doch geht sie ihnen nicht weit genug. „Es ist unglaublich, dass dieses Monument der Diktatur mit Steuergeldern erhalten wird. Stellen Sie sich vor, die Opfer finanzieren dies mit ihren Steuern mit“, beschwert sich Emilio Silva, Vorsitzender der Vereinigung zur Wiedererlangung des Historischen Gedenkens (ARMH). Er verlangt, dass auch die Familie Francos den Leichnam des Diktators in ein Familiengrab überführt. Danach müsse die Kathedrale als solche zu einer nationalen Gedenkstätte umgebaut werden. „Bisher gibt es dort keine einzige Tafel, die erklärt, wer die Kathedrale gebaut hat, und unter welchen Bedingungen“, beschwert sich Silva.