© 2009 Reiner Wandler

Der Streit um Lorca

Die Familie Federico García Lorca gibt sich geschlagen. Nach jahrelangem Hin und Her stimmen die Nachfahren des spanischen Nationaldichters jetzt der Öffnung des Massengrabes, in dem der Autor so bekannter Theaterstücke wie „Bluthochzeit“ und „Bernada Albas Haus“ vermutlich begraben liegt, zu. Lorca wurde am 19. August 1936, nur wenige Wochen nach dem faschistischen Putsch gegen die spanische Republik, abgeholt und standrechtlich erschossen. Der Dichter war ein bekennender Anhänger der spanischen Volksfront und trat offen für einen sozialen Wandel ein. Außerdem machte er keinen Hehl aus seiner Homosexualität.



Die Grabungen in Alfacar, unweit von Granada, sollen noch vor Ende des Monats beginnen. Die Initiative geht auf Angehörigen von zwei der insgesamt vier mit Lorca bei Nacht und Nebel verscharrten Opfer der Putschisten unter General Francisco Franco zurück. Mit dem vor zwei Jahren verabschiedeten Gesetz zur Wiedererlangung des Historischen Gedenkens in der Hand, verlangten sie von der andalusischen Regierung erfolgreich die Exhumierung.

Lorcas Angehörige – sechs Neffen und Nichten – hatten sich bis zuletzt dagegen gewehrt. Auch wenn sie nun den Grabungen „aus Respekt vor dem Willen anderer“ zustimmen, sähen sie es am liebsten, wenn das Massengrab nicht geöffnet würde. Die Sechs weigern sich bei einer Identifizierung behilflich zu sein und verlangen, dass die nichtidentifizierten Toten belassen werden, wo sie sind. Das Gelände auf dem sich vermutlich noch weitere Massengräber befinden, müsse zum Friedhof und damit zur Gedenkstätte erklärt werden, um es so „als echten Ort der Erinnerung an die Opfer des Bürgerkrieges zu wahren“.

Emilio Silva, dessen Vereinigung zur Wiedererlangung des Historischen Gedenkens seit sieben Jahren die Öffnung des Grabes fordert, kann die Haltung der Familie Lorca nicht verstehen. „Rechte sind Rechte und Pflichten sind Pflichten“, verteidigt er die Exhumierung. Der Staat müsse handeln, so sehe es das Gesetz zur Wiedererlangung des Historischen Gedenkens vor. Alle Verschwundenen müssten ausgegraben und identifiziert werden, egal was die Familien dazu sagen.

Silva hat mit den sterblichen Überresten des Dichters, falls er gefunden wird, ganz Großes im Sinn. „Federico García Lorca verdient ein Staatsbegräbnis mit allen Ehren, stellvertretend für alle Verschwundenen der Franco-Diktatur“, erklärt er.

Um zu verhindern, das andere über die Zukunft der sterblichen Überreste des Dichters entscheiden, hat die Familie in ihrem Schriftsatz angekündigt, sie sich für den Notfall das Recht auf Identifizierung und damit die Verfügungsgewalt über die sterblichen Reste Lorcas vorzubehalten.

Was bisher geschah: