Spaniens Guardia Civil hat in der Nacht zum Dienstag 71 Flüchtlinge nach Marokko abgeschoben, die seit Tagen die Felseninsel Isla de Tierra vor der marokkanischen Küste besetzt hielten. Das unbewohnte Eiland gehört zu einer Reihe von Felsen im Mittelmeer, die als Überbleibsel der kolonialen Vergangenheit der Hoheit Madrids unterstehen.
Die afrikanischen Flüchtlinge wurden mit Booten an einen wenige Meter entfernten marokkanischen Strand gebracht, wo sie von einem Großaufgebot an Polizei, Gendarmerie und Armee seiner Majestät Mohammed VI. in Empfang genommen wurden. Laut Augenzeugenberichte waren viele Immigranten mit Handschellen gefesselt. Insgesamt 16 Flüchtlinge – schwangere Frauen sowie Mütter mit Kleinkindern – wurden in die spanische Exklave Melilla gebracht. Vor der Polizeiaktion hatten sich Madrid und Rabat auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt.
Bis Redaktionsschluss war nicht bekannt, wohin die festgenommenen gebracht worden sind. Üblicherweise schiebt Marokko schwarzafrikanische Immigranten über die Grenze ins benachbarte Algerien ab. Laut humanitäre Hilfsorganisationen werden immer wieder Flüchtlinge einfach ohne Wasser und Nahrung in der Wüste ausgesetzt. Spanien duldet dies stillschweigend. Seit 1992 besteht zwischen Madrid und Rabat ein Abkommen zur Rücknahme von Flüchtlingen.