Die sterblichen Überreste des spanischen Diktators und Generals Francisco Franco bleiben vorerst wo sie sind. Der Oberste Gerichtshof Spaniens gab am Dienstag einem Antrag der Familie des Mannes, der Spanien bis zu seinem Tod 1975 fast 40 Jahre mit eiserner Hand regierte, sowie der Nationalen Stiftung Francisco Franco statt, die Umbettung von der Gedenkstätte im „Valle de los Caídos“ – dem „Tal der Gefallenen“ – nördlich von Madrid auf einen Friedhof in der Nähe der Hauptstadt solange auszusetzen, bis über eine Klage gegen die Verlegung endgültig entschieden ist. Der Oberste Gerichtshof will damit „Schaden“ von der Familie abwenden. Denn sollte dem Widerspruch gegen die Umbettung letztendlich stattgegeben werden, müssten die „exhumierten Überreste (…) an den Ort zurückgebracht werden, an dem sie sich befinden.“
Die sozialistische Regierung unter Ministerpräsident Pedro Sánchez wollte die Grabstätte im Zentrum einer von demokratischen und linken Gefangenen des spanischen Bürgerkrieges in den Fels gehauenen Kathedrale am kommenden Montag öffnen lassen. Eigentlich war die Umbettung bereits für Juli 2018 geplant. Die Familie hatte dies immer wieder erfolgreich mit juristischen Schritten hinausgezögert. „Die einstweilige Aussetzung bedeutet, dass die Regierung die Durchführung der Exhumierung aufschieben wird, bis das Urteil in den nächsten Monaten gefällt wird. (…) Die Regierung ist überzeugt, dass der Oberste Gerichtshof den Widerspruch zurückweisen wird „, heisst es in einem Kommuniqué der Regierung. Wann der Oberste Gerichtshof jetzt endgültig entscheiden wird, steht nicht fest.
Die von 14.000 republikanischen Kriegsgefangenen in den 1940er und 1950er Jahren in den Fels getrieben Basilika im „Valle de los Caídos“ ist mit 400.000 Besuchern im Jahr das dritt meistbesuchte Monument des staatlichen Kulturerbes Spaniens. Sie ist 260 Meter lang und wird von einem von weitem sichtbaren, 150 Meter hohen, steinernen Kreuz überragt. 40.000 – 60.000 Opfer beider Lager des spanischen Bürgerkrieges wurden anschließend dort beigesetzt. Diktator Franco, der nach seinem Tod am 20. November 1975 ebenfalls dort beerdigt wurde, sah darin ein Akt der Aussöhnung der beiden Spanien.
Die Angehörigen der Unterlegenen im Bürgerkrieg, die Demokratie und Republik gegen den Franco-Putsch verteidigt hatten, sehen in der Felskathedrale und den Massengräbern hingegen einen Ort der Demütigung. Seit Francos Tod ist das Tal eine Wallfahrtsstätte für Ewiggestrige. Alle Jahre wieder feiern sie dort am Todestag des „Generalisimo“, dem 20. November, eine Messe. Diesem Kult soll mit der Umbettung eine Ende gesetzt werden. Eine Mehrheit des spanischen Parlament stimmte für die Maßnahme. Aus dem „Tal der Gefallenen“ soll nach der Umbettung eine Stätte des Gedenkens an den Bürgerkrieg und dessen Folgen werden.