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Vorgezogene Neuwahlen in Spanien

 

Spanien wählt nach den Osterferien. Das kündigte Ministerpräsident Pedro Sánchez am Freitag morgen in einer „institutionellen Ansprache“ an. Er wird das Parlament Anfang März auflösen und damit den weg für Neuwahlen am 28. April freimachen. Der Sozialist, der erst vergangenen Juni per Misstrauensvotum dank der Stimmen der Sozialisten, der linksalternativen Unidos Podemos und den basksichen und katalanischen Parteien an die Regierung kam, zieht damit die Konsequenz aus seiner herben Niederlage, die er am Mittwoch bei der Haushaltsdebatte einstecken musste.

Die Abgeordneten der beiden katalanischen Parteien, ERC und PDeCat, die für die Unabhängigkeit der nord-ost-spanischen Region Katalonien eintreten, stimmten zusammen mit den beiden rechten Oppositionsparteien Partido Popular (PP) und Ciudadanos (Cs) gegen den Haushalt. Sánchez, der selbst nur über 84 der 350 Abgeordneten verfügt, verlor damit die Mehrheit, die ihn einst an die Macht gebracht hatte.

ERC und PDeCat begründeten ihr Abstimmungsverhalten mit fehlender Dialogbereitschaft seitens der sozialistischen Regierung. Sie wollten über das Selbstbestimmungsrecht der Katalanen und damit über ein Unabhängigkeitsreferendum nach schottischem Vorbild in beiderseitigem Einvernehmen reden. „Innerhalb der Verfassung alles, ausserhalb der Verfassung nichts“, erklärte Sánchez in seiner Ansprache einmal mehr, warum er dazu nicht bereit war.

„Eine Regierung ist verpflichtet, ihre Aufgabe zu erfüllen: Gesetze zu verabschieden, zu regieren, voranzukommen. Wenn einige Parteien die Entscheidungsfindung blockieren, müssen Wahlen aufgerufen werden“, bekräftigte Sánchez, nachdem er lange und ausführlich die wichtigsten Gesetze pries, die seine Minderheitsregierung in den wenigen Monaten auf den Weg gebracht hat. Neben sozialen Maßnahmen, wie die Rentenanpassung oder die Erhöhung des Mindestlohnes, gehören dazu auch eine Reihe von Reformen, die die erneuerbaren Energien fördern oder der Versuch den Leichnam des Diktators Francisco Franco aus einer Gedenkstätte in ein Familiengrab zu überführen. Ob dies noch vor den Neuwahlen gelingt, wird sich in den nächsten Tagen herausstellen. Die Familie will die Umbettung gerichtlich stoppen.

Mit Blick auf den gescheiterten Haushalt erklärte Sánchez: „Es gibt parlamentarische Niederlagen, die gesellschaftliche Siege sind. Die Bürger haben gesehen, was wir für dieses Land wollen. Spanien hat es nicht verdient, von den Partikularinteressen derer ausgebremst zu werden, die ständig die Stimmung anheizen, um Opposition zu machen.“

Spanien steht jetzt vor einem Superwahlmonat. Denn nur vier Wochen nach den vorgezogenen Parlamentswahlen vom 28. April werden am 26. Mai das Europaparlament, alle Gemeindeverwaltungen sowie die meisten Regionalparlamente gewählt.

Umfragen sagen Sánchez für die Parlamentswahlen den Sieg vorher. Doch könnte ein Bündnis aus der konservativen PP, der rechtsliberalen Cs und der rechtsextremen VOX, die wohl erstmals ins Parlament einziehen dürfte, eine Regierungsmehrheit erlangen. Berührungsängste mit den Ultras von VOX haben PP und Cs nicht. Sie regieren mit deren Unterstützung seit wenigen Monaten im südspanischen Andalusien. Der Pakt soll überall dort auf Gemeinde- und Regionalebene wiederholt werden, wo das möglich ist.

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