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Der neue EZB-Vize

 

Der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos wird neuer Vize-Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Der 58-jährige konservative Wirtschaftswissenschaftler zieht am 1. Juni an den Main. Zum Schluss war es leichter als gedacht. Denn am Montag stieg der andere Bewerber, der irische Notenbankchef Philip Lane, überraschend aus dem Rennen um den Job aus. Und das obwohl er derjenige war, den das Europaparlament lieber auf dem Platz, der letztendlich von der Eurogruppe vergeben wird, gesehen hätte. Lane‘s Profil ist das einen Technokraten. De Guindos ist – auch wenn er dies selbst anders definiert – durch und durch Politiker.

Der in Madrid geborene Vater zweier Kinder gehörte 1996 bis 2004 der Regierung des ebenfalls konservativen José María Aznar an. Zuletzt diente er als Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Die Spanier haben ihn als den Mann in Erinnerung, der immer wieder behauptete, in Spanien gäbe es keine Immobilienblase. Als diese 2008 platzte, machte De Guindos Pause von der Politik.

Es regierten die Sozialisten. Der Ökonome, der – so die spanische Presse – der ultrakatholischen Laienorganisation Opus Dei angehört, war Direktor bei Lehman Brothers für Spanien und Portugal. Ausgerechnet die Pleite dieses us-amerikanischen Finanzinstituts riss Spanien in den Abgrund. De Guindos ging anschließend ans spanische Mittelmeer und leitete dort eine der Sparkassen, die sich an der Bauspekulation überhoben hatten und bald schon gerettet werden mussten.

2011 gewann der Chef der konservativen Partido Popular (PP) Mariano Rajoy die Wahlen und berief De Guindos zum Wirtschaftsminister. Dieser setzte das Wirtschaftsprogramm um, das er selbst ausgearbeitet hatte. Es war eine gnadenlose Sparpolitik die Spanien bis heute zeichnet.

Lange verneinte De Guindos die Notwendigkeit eines Rettungspaketes aus Europa für den schwer kranken Bankensektor. Bis es dann im Juni 2012 nicht mehr ohne ging. Die Europäische Union stellte 100 Milliarden Euro zur Verfügung. Als einen „Kredit zu sehr günstigen Bedingungen“ versuchte De Guindos die unpopuläre Entscheidung zu verkaufen.

Heute, fünf Jahre der Austerität und weiterer Rettungen anderer Branchen, wie den Mautautobahnen, später, gesteht die spanische Zentralbank ein, dass 79 Prozent der Gelder für die Bankenrettung für immer verloren sind und vom Steuerzahler getragen werden müssen. Spaniens Staatsverschuldung stieg dadurch von 70 Prozent des BIPs 2011 auf knapp 100 Prozent 2017. „Ein qualifizierter Ökonome für eine schwierige Aufgabe“ sieht die konservative Tageszeitung La Razón dennoch im neuen Vize-Chef der EZB, Luis de Guindos./ Foto: World Economic Forum

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