© 2017 Reiner Wandler

Das Wasser geht aus

 

Stausee Entrepeñas am Oberlauf des Tajos

Spanien schaut zum Himmel, in der Hoffnung auf Regen. Doch da kommt nichts. Seit Monaten geht das so. Die Flüsse führen immer weniger Wasser. So mancher Stausee ist längst zum Tümpel, umgeben von riesigen Schlammflächen verkommen. Die Seen am Oberlauf des Tajos speichern gerade noch 9 Prozent ihrer Kapazität. Alle spanischen Reservoirs zusammen speichern nur noch 37 Prozent ihrer Kapazität. Das ist so wenig wie seit 1995 nicht mehr.

Zwei Drittel des Landes leiden laut staatlichem Wetterdienst (Aemet) seit nunmehr drei Jahren unter fehlenden Niederschlägen. Am stärksten betroffen sind das nordwestspanische Galicien, das Landesinnere, Andalusien im Süden, Katalonien im Nordosten und die Kanarischen Inseln.

Wie lange die Trockenheit anhalten wird, kann keiner sagen. Der Grund für den fehlenden Regen ist – so der Wetterdienst ein überstarkes Azorenhoch. Es schirmt die iberische Halbinsel seit 2016 von Tiefdruckgebieten ab. Erfahrungen aus den 1990er Jahren zeigen, dass eine solche Großwetterlage durchaus Jahre anhalten kann. Doch eines steht fest. Es wird bis weit hinein in den Winter zu keinen nennenswerten Niederschlägen kommen wird. Laut Regierung ist die Wasserversorgung bis zum Jahresende gesichert danach wird dann der verbrauch eingeschränkt werden müssen.

Die Folgen: Die Erträge der Landwirtschaft gehen stark zurück. Die Viehzüchter müssen Futter zukaufen, da die Weiden vertrocknet sind; und das bei steigenden Getreidepreisen, die den schlechten Ernten zu verschulden sind. Auch die Industrie und die Bevölkerung spüren den Regenmangel. Denn leere Stauseen bedeuten weniger billigen Strom aus Wasserkraftwerken. Die Tarife steigen.

Hinzu kommt die Luftverschmutzung. In vielen Städten, allen voran die Hauptstadt Madrid musste der verkehr längst eingeschränkt werden. Und das größte Problem sind die Waldbrände. Schon lange wütenden nicht mehr so viele Feuer wie in diesem Jahr. In den ersten drei Quartalen fielen 106.000 Hektar den Flamen zum Opfer. Im benachbarten Portugal waren es drei Mal so viele.

Dort war das Wasser noch nie so knapp, wie derzeit. Die beiden wichtigsten Flüsse, der Duero und der Tajo kommen fast leer aus Spanien. Mit Ausnahme der portugiesischen Inseln ist das gesamte Land vom Wassermangel betroffen. Die Regierung überlegt sich, nacht über die Wasserversorgung abzuschalten nachts. Viseu eine 100.000-Einwohner-Stadt im Norden muss bereits mit Tanklastern versorgt werden.

Auch der restliche Mittelmeerraum – Frankreich, Italien und vor allem Nordafrika – sind betroffen. Im armen Marokko steigen die Lebensmittelpreise. In mehreren Städten im Süden kommt es regelmässig zu Protesten, weil es kein Trinkwasser mehr gibt und die Menschen oft kilometerweit gehen müssen, um mit das begehrte Nass herbeizuschaffen. Wie extrem die Lage ist, zeigt ein tragischer Zwischenfall im Dorf Sidi Boulalam in

der Provinz Essaouira vergangene Woche. Bei der Verteilung von Hilfslieferungen kam es zu einer Massenpanik mit mindestens 15 Toten.

Klimaforscher sind sich einig. Schuld hat der Klimawandel, der seit den 1980er Jahren klar zu beobachten sei. Seit der Jahrtausendwechsel ändere sich das Klima immer schneller. Jorge Olcina, Forscher an der Universität im spanischen Alicante spricht von „subtropischem Klima“. Die Temperaturen steigen Jahr für Jahr. Die Niederschläge gehen zurück und wenn es regnet dann regnet es heftig. Ei Blick nach Italien zeigt, was er damit meint. Mitten in der lang anhaltenden Trockenheit kam es zu sintflutartigen Regenfällen, die Mitte September und dann wieder Anfang November für schwere Überschwemmungen sorgten.

Was bisher geschah: