So mancher Befürworter der Unabhängigkeit Kataloniens hatte Carles Puigdemont, der seit Januar 2016 der Autonomieregierung „Generalitat“ vorsteht, nicht so recht über den Weg getraut. Zwar ist der Sohn eines Konditors aus einem 2000-Seelenort im tiefen Katalonien seit jeher für die Unabhängigkeit, aber seine Partei Convergència i Unio, die sich in Demokratisch Europäischen Partei Kataloniens (PdeCat) umbenannte, war es nicht. Sie schloss sich der immer stärker werden Bewegung auf Druck von unten an und trat bei den vergangenen Wahlen im Bündnis „Gemeinsam für das Ja“ (JxSí) an. Puigdemont fiel die Aufgabe zu, wie bei den Wahlen versprochen, Katalonien durch den „Prozess“ – wie die Fahrplan zur Unabhängigkeit getauft wurde – zu führen. Und der 54-Jährige macht diesen Job gut. Zu gut, würden die Politiker in Madrid wohl sagen.
Puigdi – wie ihn seine Freunde nennen – wird Beharrlichkeit und Ausdauer nachgesagt. Und er beweist dies. Trotz richterlicher Anweisungen, trotz Razzien und Strafverfolgung lässt er sich nicht beirren. Es werde am 1. Oktober eine Abstimmung über die Unabhängigkeit geben, beteuert er immer wieder. Und wer ihn dabei anschaut, ist gewillt, es ihm zu glauben.
Seine politische Laufbahn begann während der Olympischen Spiele 1982 in der Solidaritätsbewegung mit 45 auf Geheiß von Richter Baltasar Garzón verhafteten Separatisten. Von ihnen ginge Terrorgefahr aus, lautete die Begründung.
Puigdemont – der neben spanisch und katalanisch perfekt französisch, englisch und die Sprache seiner Ehefrau, rumänisch spricht – ist Journalist. Er baute die katalanische Nachrichtenagentur auf, war Chefredakteur einer Tageszeitung und leitete schließlich die englischsprachige Catalonia Today.
Den Füller legte er nieder, als CiU ihm ein Angebot machte, das er nicht ausschlagen konnte. Er solle auf der Liste für das Parlament in Barcelona kandidieren und sich zugleich um den Posten des Bürgermeisters in der Provinzhauptstadt Girona bewerben. Beides gelang ihm mit Erfolg. Aber aus seiner Zeit als Stadtvorsteher wurden Korruptionsvorwürfe gegen ihn laut. 2015 wurde er Präsident der „Gemeinden für die Unabhängigkeit“, bis er schließlich vom ehemaligen Präsidenten der Generalitat Artur Mas als Nachfolger bestimmt wurde.
In den vergangenen Wochen höchster politischer Abspannung gab der Vater zweier Töchter ungewöhnlich viele Interviews, in Katalonien, Spanien aber auch in der internationalen Presse. Egal wie hart er dabei angegangen wurde, er weiß immer um eine Antwort.
Puigdemont ist der erste katalanische Präsident auf Twitter. „Die Unabhängigkeit wie das Essen: Besser ohne Zusatzstoffe und Farbstoffe“, twittert @KRLS.