© 2013 Reiner Wandler

Der Überraschungskandidat

khadraAlgerien hat einen Überraschungskandidaten für das Amt des Präsidenten. Der Schriftsteller Mohammed Moulessehoul, der unter dem Pseudonym Yasmina Khadra erfolgreich Kriminalromane veröffentlicht, will im kommenden Frühjahr gegen den bisherigen Staatschef, den 76-jährigen Abdelaziz Bouteflika, antreten. Der 58-jährige ehemalige Offizier der algerischen Armee ist der erste völlig parteiunabhängige Kandidat in der Geschichte Algeriens. Moulessehoul wurde in der algerischen Sahara geboren. Bereits sein Vater diente in der Armee im Kampf gegen die Kolonialmacht Ferankreich.

Der Schriftsteller und Kandidat ist kein angenehmer Zeitgenosse, für die, die im Land das Sagen haben. Nach dem Krieg mit den radikalen Islamisten in den 1990er Jahren, bei dem 200.000 Menschen ihr Leben verloren, stieg der ehemalige Offizier aus der übermächtigen Armee aus und ging 2000 nach Frankreich ins Exil. Mit dem Schreiben hatte er bereits in der Kaserne begonnen. Mit seinem Pseudonym Yasmin Khadra – den beiden Vornamen seiner Mutter – wollte er sich und seine Familie schützen. 2001 gab der Autor seinen tatsächlichen Namen preis.

Khadras Kriminalromane zeichnen ein minutiöses, kritisches Bild der algerischen Gesellschaft. Dabei verschont Khadra niemanden. Bekannt wurde er mit seiner auch auf deutsch erschienenen Trilogie – Morituri, Doppelweiß, Herbst der Chimären – in der Kommissars Brahim Llob versucht sich selbst und seinen Idealen inmitten von Bombenanschlägen, Korruption, Machtmissbrauch und Verzweiflung großer Teile der Bevölkerung treu zu bleiben. 2011 erhielt Khadra für sein Gesamtwerk den Literaturpreis der Französische Akademie.

„Ich wurde auf der Kadettenschule in Liebe zu Algerien ausgebildet. Ich habe das Konzept des Kampfes gegen den Terror in der Region von Oran entworfen, ich habe Morituri geschrieben, während ich diente. Niemand kann mir etwas aufzwingen. Ich habe weit entfernt von den großen Empfangssälen Menschen sterben sehen …“, erklärte Khadra am vergangenen Wochenende, warum er glaubt für das Amt des Präsidenten geeignet zu sein. Er ruft Algeriens Intellektuelle auf, ihn zu unterstützen. Als Unabhängiger muss Khadra jetzt in 25 Provinzen insgesamt 60.000 Unterschriften sammeln, um antreten zu können. In den ersten Tagen nach Bekanntgabe seiner Kandidatur entstanden bereits in 13 Provinzen Unterstützerkomitees.

Was bisher geschah: