© 2011 Reiner Wandler

Geld um jeden Preis

Spaniens Banken und Sparkassen brauchen Geld, und das um jeden preis. Unter fantasievollen Namen bieten sie Sparverträge an und versprachen Rekordzinsen zwischen 3,5 und 4,5 Prozent pro Jahr. Und wer zudem noch seine Lohn- und Gehaltszahlung zu einer neuen Bank überweisen lässt, den erwarten lukrative Geschenke, von iPod Touch über Xbox bis hin zu iPad und Flachbildfernseher. Vom „Krieg um die Sparguthaben“ spricht die spanische Presse.

Die Zinsschlacht um die Sparstrümpfe der Familien ist aus der Not geboren. Banken und Sparkassen haben in den Jahren des Immobilienbooms riesige Mengen an Krediten an Bauunternehmer und Wohnungskäufer vergeben. Jetzt zahlen rund 6 Prozent ihre Raten gar nicht mehr ab, oder viel zu spät. Das Geschäft mit den Hypotheken ist kaum noch rentabel.

Gleichzeitig müssen die Banken und Kassen ihre Schuldendienste bedienen und das zu einem Preis, der dank der Krise Spaniens und der Herabstufung durch die Rating-Agenturen bis zu zwei Prozentpunkte über denen der Banken im besser bewerteten Norden Europas liegen. Cash muss her. Egal wie. Keine Strategie kann aggressiv genug sein. Besonders hohe Zinsen zahlen ausgerechnet die Kassen, die mit öffentlichen Geldern gerettet wurden.

„Wo ein Fünferl für vier Cent gegeben wird, ist das ganz sicher kein Geschäft“, erklärt der Präsident der katalanischen Sparkasse La Caixa. Er weiß von was er redet, denn sein Geldinstitut ist mit im Rennen. „Wenn wir nicht liquide sind für unsere Verpflichtungen, ist es normal das wir um die Gelder der Kunden bieten“, fügt er hinzu.

Ganz ungefährlich ist dies nicht. Die Ausgaben der Bank für Zinsen sind im vergangenen Jahr um 22,3 Prozent gestiegen. Insgesamt zahlte die Branche 25,7 Milliarden Euro an Privatanleger und Unternehmen. Das entspricht dem Wert eines Konzerns wie dem spanischen Stromversorger Endesa. Alleine die Privathaushalte haben 428 Milliarden Euro festgelegt. Das sind 170 Milliarden mehr als noch vor vier Jahren. Zusammen mit der schlechten Zahlungsmoral der Kreditnehmer führen diese Ausgaben zu einem Rückgang der Gewinne der Geldinstitute im gleichen Zeitraum um 22,9 Prozent. Das bedeutend einen Tiefstand im vergangenen Jahrzehnt.

Das spanische Wirtschaftsministerium möchte dem Spiel jetzt einen Riegel vorschieben. Ein neues Gesetz soll bewirken, dass für auf drei Monate festgelegtes Sparguthaben maximal 1,5 Prozent mehr Zinsen bezahlt werden kann als der Euribor. Das wären derzeit 2,8 Prozent Sparzinsen statt 3,5 bis 4,5 Prozent. Auch Erträge für längerfristige Sparverträge sollen gedeckelt werden. Wer sich nicht daran hält soll künftig dazu gezwungen werden, seine Garantierücklagen zu erhöhen.

Doch die größten Konkurrenten beim Werben um die Ersparnisse der Spanier sind ausgerechnet die den deutschen Bundesländern vergleichbaren Autonomen Regionen. Sieben von ihnen emittierten Anleihen, um sich so weiter zu verschulden. Die Zinse dafür liegen bei bis zu 4,75 Prozent. Die Vorstandsvorsitzenden der Großbanken BBVA, Ángel Cano, warnte vor wenigen Tagen. „Der harte Wettbewerb“ um die Ersparnisse sei „unhaltbar“. Es gehe darum „dieses Problem so schnell wie möglich zu lösen, damit der Finanzsektor stark und nachhaltig wächst“.

Was bisher geschah: