Spaniens Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero setzt das Nukleare Moratorium, das eine Begrenzung der Laufzeit der noch verbleibenden acht spanischen AKWs auf 40 Jahre vorsieht, aus. Entgegen seinem Wahlkampfversprechen erweiterte die sozialistische Regierung die Betriebsgenehmigung für das AKW Garoña in der Nähe der nordspanischen Stadt Burgos bis zum Jahre 2013. Der 1970 eingeweihte, älteste Atommeiler Spaniens, der den beiden Marktführern in Spaniens Energiebranche, Iberdrola und Endesa zu je 50 Prozent gehört, wird damit zwei Jahre länger in Betrieb bleiben, als ursprünglich vorgesehen. Garoña hat eine Kapazität von 460 MW.
Nachdem der spanische Atomare Sicherheitsrat Garoña einen technischen Zustand bescheinigte, der zehn weitere Betriebsjahre erlaube, machten die Betreiber Front gegen das Moratorium. Das Hauptargument in Zeiten der Krise waren die Arbeitsplätze. Garoña liegt in einem Tal, in dem es außer dem AKW keine Industrie gibt. „Jetzt haben wir vier Jahre, um eine industrielle Alternative in der Region zu entwickeln“, erklärte Industrieminister Muguel Sebastían denn auch. Von einem Zwischenlager für Atommüll bis hin zu touristischer Infrastruktur ist die Rede.
„Es wird eine Entscheidung sein, die von beiden Seiten kritisiert wird“, erklärte Zapatero wenige Stunden vor der Bekanntgabe der Lizenzverlängerung. Er sollte recht behalten. Die Betreiber sowie der Betriebsrat kündigten rechtliche Schritte zugunsten einer Verlängerung der Laufzeit um volle zehn Jahre an. Die konservative Opposition verspricht im Falle eines Wahlsiegs 2012 genau dies zu tun.
Auf der Gegenseite zeigen sich die Umweltorganisationen und den Verbänden der Produzenten erneuerbarer Energie enttäuscht. Das AKW sei unsicher, erklären sie und verweisen auf verschiedene Zwischenfälle in der 40-jährigen Unternehmensgeschichte. Außerdem sei die Technik völlig veraltet. Selbst das Industrieministerium muss eingestehen, dass Garoña 50 Prozent mehr radioaktive Abfälle produziert, als die neueren spanischen AKWs. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace will gegen die Regierungsentscheidung ebenfalls vor Gericht gehen.
Die Befürworter der Abschaltung Garoña wünschen sich ein noch stärkeres Engagement der Regierung zugunsten der erneuerbaren Energie. Sie beklagen, dass im vergangenen Herbst eingeführte Beschränkungen bei der Entwicklung der Photovoltaik 15.000 Arbeitsplätze vernichtet hätten. In Garoña arbeiten gerade einmal 600 Menschen.