Gebaut wird längst nicht mehr.
Spanien ist Europameister. Und zwar nicht wie bis vor kurzem im Schaffen von Arbeitsplätzen, sondern was deren Vernichtung angeht. Seit im Frühjahr die Spekulationsblase im Immobilienbereich platzte, befindet sich Spaniens Beschäftigtenzahlen im freien Fall.
11,3 Prozent sind ohne Arbeit. Das sind 2,6 Millionen Menschen. Besonders betroffen sind die Immigranten. 17,5 Prozent sind arbeitslos. Unter den Spaniern sind es 10,2 Prozent. Eine regelmäßig unter den Menschen im erwerbsfähigen Alter durchgeführte Umfrage ergab jetzt, dass in 638.100 Familien kein einziges Familienmitglied Arbeit hat.
Alleine im letzten Jahr verloren 806.900 Menschen ihren Job. Damit stieg die Arbeitslosigkeit so schnell wie nie zuvor in Spaniens Geschichte. Erstmals seit der Krise 1993 fällt die Zahl der vorhandenen Arbeitsplätze. Allen voran gingen im Bausektor Jobs verloren. Seit die Spekulationsblase Anfang des Jahres platzt, wird kaum noch gebaut. Der Motor des überdurchschnittlich hohen Wirtschaftswachstum Spaniens in den letzten zehn Jahren steht damit still. Längst liegen die Prognosen für dieses Jahr bei einem Wachstum von unter einem Prozent. Dabei ging die Regierung Anfang des Jahres noch von mehr als zwei Prozent aus. Jetzt droht gar die Rezession.
Doch nicht nur die Bauindustrie steckt in der Krise, sondern auch die Landwirtschaft und vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe. Und selbst die Industrie entlässt Leute. Unter anderem klagen die Automobilhersteller über sinkenden Absatz und schicken ganze Abteilungen in Kurzarbeit oder gleich zum Arbeitsamt.
„Die Finanzkrise ist in zwei Monaten um, dann kommt eine Zukunft voller Vertrauen“, versucht Arbeitsminister der sozialistischen Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero, Celestino Corbacho, die Spanier zu beruhigen. Die Gewerkschaften und die konservative Opposition glauben nicht daran. Spanien sei das am stärkste von der Krise betroffene Land in Europa.
Auch die spanische Wirtschaftpresse ist weniger optimistisch als Arbeitsminister Corbacho. Beim jetzigen Wirtschaftswachstum erreiche die Arbeitslosenquote Ende 2009 14,5 Prozent und 2010 gar 16 Prozent. Die offiziellen Schätzungen gingen von nur 10,4 Prozent für Anfang 2009 aus. Was am Schwersten wiegt: Die Gelder für das Arbeitsamt, die im Staatshaushalt für das nächste Jahr vorgesehen sind, wurden genau mit diesen, bereits jetzt übertroffenen Vorhersagen berechnet.