Die Schwester des spanischen Königs Felipe VI., Infantin Cristina von Borbón und Griechenland wurde im Verfahren um die Machenschaften ihres Gatten Iñaki Urdangarin von der Anklage der Beihilfe zum Steuerbetrug freigesprochen. Urdangarin wurde zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Das Gericht in Palma de Mallorca befand den ehemaligen Handballprofi der Veruntreuung Steuergeldern, des Betrugs, der Geldwäsche und Urkundenfälschung und illegaler Einflussnahme für schuldig. Die Staatsanwaltschaft hatte für ihn 19 Jahre und sechs Monate gefordert. Die Infantin Cristina muss eine Entschädigungszahlung 265.088 Euro zahlen. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was die Staatsanwaltschaft gefordert hatte.
Das waren noch Zeiten: Mai 1998 – Jaume Matas verleiht Infantin Cristina und Iñaki Urdangarin Ehrenmedaille der Balearen.
Insgesamt hat Urdangarin mit Hilfe seines Unternehmens Institut Nóos über sechs Millionen Euro von Regional- und Lokalverwaltungen für die Vorbereitung verschiedener Events kassiert, ohne dafür die entsprechenden Gegenleistungen zu erbringen. Konservative Regionalregierungen und Stadtverwaltungen spielten bereitwillig mit, schließlich handelte es sich um den Schwiegersohn des damaligen Königs Juan Carlos.
Das Institut Nóos war als gemeinnützig eingetragen. Es sollte den Sport fördern. Über ein breites Netz an Scheinfirmen im Ausland wuschen Urdangarin und sein Partner Diego Torres schließlich Millionenbeträge und lenkten sie aus Privatkonten um. Das Paar Urdangarín/ Borbón bedienten sich dabei einer weiteren Firma mit dem Namen Aizoon. Diese gehörte jeweils zur Hälfte den beiden Eheleuten. Die Infantin Cristina, die mit im Nóos-Vorstand sass, will von all dem nichts gewusst haben. Die Richter nahmen ihr das ab.
Insgesamt standen 17 Beschuldigte vor Gericht, sechs von ihnen wurden verurteilt. Unter ihnen befindet sich der ehemalige konservative Regierungschef der Balearischen Inseln Jaume Matas, der zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt wurde. Matas, der von Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy immer wieder als vorbildlicher Politiker gelobt wurde, war einer derer, die Nóos für nicht getane Aufträge breitwillig bezahlte.
Was viele Prozessbeobachter verwundert, ist das Urteil gegen Urdangarins Teilhaber beim Institut Nóos Diego Torres. Gegen ihn fiel das Urteil deutlich höher aus, als gegen Urdangarin selbst. Und das obwohl die Staatsanwaltschaft für ihn ein Jahr weniger gefordert hatte, als für seinen Partner aus königlichem Hause. Torres muss für acht Jahre und sechs Monate hinter Gitter. Seine Ehefrau Ana María Tejeiro wurde wie die Infantin vom Vorwurf des Steuerbetrugs freigesprochen. Ihre Entschädigungszahlung fällt jedoch 80.000 Euro höher aus als die von Cristina von Borbón.
König Felipe VI. befand sich zum Zeitpunkt der Urteilsverkündung auf einem Museumsbesuch in Madrid. Er wurde vollkommen vor der Presse abgeschirmt. Ein Sprecher des Königshauses erklärte kurz und bündig: „Absoluter Respekt vor der Unabhängigkeit der Justiz.“/Foto: wikimedia