© 2015 Reiner Wandler

Großrazzia in Marokko

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Die marokkanische Gendarmerie schützt Europas Aussengrenze auf ihre Art. Am Dienstag in den frühen Morgenstunden stürmten sie die slumartigen Flüchtlingssiedlungen in Wälder am Berg Gourougou unweit der Grenze zur spanischen Exklave Melilla. Augenzeugen, die bei spanischen Flüchtlingshilfsorganisationen anriefen, berichten von Schlägen, von Verletzten, davon, wie alles Hab und Gut der meist aus Kamerun und Mali stammenden Menschen verbrannt wurde und von Massenverhaftungen. Auch an der Grenze zu Ceuta, der anderen Exklave Spaniens an der nordafrikanischen Küste, kam es zu Razzien.

Wie viele Flüchtlinge verhaftet wurden, ist nicht klar. Spanische NGOs sprechen von rund 600, die marokkanische Vereinigung für Menschenrechte von bis zu 1.200. Nur soviel ist klar, ein Konvoi mit 20 Polizeibussen voller Schwarzafrikaner wurde unweit der marokkanisch-algerischen Grenze gesichtet. Insassen hatten per Handy nach Spanien telefoniert. Wo sie letztendlich abgeschoben werden sollen, ist unklar. In der Vergangenheit hatten die Marokkaner ganze Busladungen von Flüchtlingen mitten in der Wüste ausgesetzt. Hilfsorganisationen befürchten, dass dies auch jetzt wieder geschehen könnte.

Die Razzia kam nur einen Tag nach dem der stellvertretende Innenminister Marokkos, Charki Drais, den Stand einer Kampagne zur Regularisierung von Immigranten in Marokko bekannt gab. Bis zum Ende der Frist zum Jahreswechsel haben knapp über 27.000 Menschen einen Antrag auf Aufenthaltsgenehmigung gestellt. Rund 17.000 werden ihre Papiere erhalten. Den restlichen drohte Drais mit Razzien – keine 24 Stunden vor dem Sturm auf Gourougou.

Außerdem gab der Vizeminister die Statistik der Einsätze zum Schutz der spanischen Grenze im vergangene Jahr bekannt. Insgesamt stürmten Gruppen von Flüchtlinge den Zaun in Melilla und Ceuta 87 mal. 20.000 Flüchtlinge seien dabei festgenommen worden. Der letzte Sturm auf die Grenzanlagen in Melilla fand zeitgleich zur Razzia im Berg Gourougou statt. 400 bis 600 Flüchtlinge versuchten die Zäune zu übersteigen. 40 Schwarzafrikaner, meist von der Elfenbeinküste, gelangte dies. Fünf wurden dabei so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten./Foto: fronterasur

Was bisher geschah: