Die Truppe sah etwas seltsam aus. Als handle es sich um eine offizielle Delegation und nicht um freigelassene, politische Gefangene traten die sieben Kubaner in Anzug, Hemd und Krawatte vor die Kameras. Als sie freigelassen wurden, hatte ihnen das Regime zum Abschied dieses Funktionärsoutfit geschenkt. Doch was die Sieben zu sagen hatten, als sie am Dienstag Nachmittag in Madrid ankamen, war alles andere als staatstragend. „Wir haben nichts zu feiern. Der Kampf geht weiter“, erklärten sie bevor sie sich für das Gruppenfoto, mit der Fingern der rechten Hand zum Siegeszeichen gespreizt, aufstellten. Ihre Freilassung sei ein erster Schritt auf dem Weg zur Wende in Kuba, prophezeiten sie.
Die sieben Kubaner gehören zu der Gruppe von 75 Dissidenten, die im Frühjahr 2003 festgenommen und zu Haftstrafen von bis zu 28 Jahren verurteilt worden waren. Ihre Freilassung ist das Ergebnis monatelanger Verhandlungen zwischen der katholischen Kirche Kubas und dem Regime der Gebrüder Castro. Im Hintergrund mischte Spaniens Außenminister Miguel Angel Moratinos während der EU-Präsidentschaft seines Landes mit.
„Wir verdanken unsere Freiheit dem Kampf und dem festen Glauben von Gruppen wie den Damen in Weiß und von Menschen wie Orlando Zapata, der im Februar nach einem Hungerstreik verstarb“, heißt es in dem Kommuniqué, das die Sieben bei ihrer zehnminütigen Pressekonferenz verlasen. Die Dissidenten verließen ihr Land nicht als politisch Exilierte sondern als reguläre Auswanderer. Das heißt, dass sie das Recht auf Rückkehr haben. In Spanien erhalten sie eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Insgesamt will Kuba in den nächsten Wochen 52 Dissidenten freilassen. Zwei weitere Freigelassene landeten am heutigen Mittwoch in Madrid. Und eine Gruppe von elf hat bereits die Ausreisegenehmigung erhalten. Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, das in Kuba mindestens weitere 100 Dissidenten in Haft sitzen.
Nur Ricardo González Alfonso gab der spanischen Presse ausführlichere Interviews. „Einige normale Häftlinge wurden von der Staatssicherheit dazu gebracht, mich anzugreifen“, beschreibtt der Journalist und ehemalige Verantwortliche von Reporter ohne Grenzen auf Kuba seine Haftbedingungen als Dissident. Die Häftlinge seien vom Regime dafür mit Hafterleichterungen und kleinen Gefälligkeiten für ihre Familien belohnt worden.
Die Freilassung und das Angebot der Ausreise nach Spanien, hat Debatten in Dissidentenkreisen ausgelöst. Während die einen glauben, dass dies der Beginn einer langsamen Wende in Kuba sei, sind andere skeptischer. „Man lässt sie zwischen Haft und Verbannung wählen“, zitiert die spanische Presse den kubanischen Christdemokraten Oswaldo Payá. Einige der Dissidenten, die jetzt freigelassen werden, sehen dies ähnlich. Sie wollen auf keinen Fall die Insel verlassen und nach Spanien fliegen. „Wir hoffen, dass sich diejenigen, die in Kuba bleiben, der gleichen Freiheiten erfreuen dürfen, wie wir in diesem Augenblick“, heißt es im Kommuniqué der Sieben in Madrid.