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Es ist gut gegangen

Pablo Iglesias (39), Generalsekretär der spanischen Podemos sowie seine Lebenspartnerin und Fraktionssprecherin der Linksalternativen im spanischen Parlament, Irene Montero (30), haben die Basisabstimmung überstanden. Die beiden stellten vor etwas mehr als einer Woche ihr Amt zur Verfügung, nachdem sie wegen des Kaufes einer Luxusvilla mit 2000 m² Grundstück und Schwimmbecken unter öffentliche und interne Kritik geraten waren. 68,4 Prozent stimmten für den Verbleib der Beiden, 31,6 Prozent für deren Abtritt. Insgesamt hatten – so die Partei – 188.176 der knapp 500.000 Eingeschrieben an der online-Abstimmung teilgenommen. Dies ist die höchste Beteiligung bei einer internen Podemos-Entscheidung seit der Parteigründung vor vier Jahren.

Den Kritikern der Beiden ging nicht um das Haus an sich, sondern um die Glaubwürdigkeit einer Partei, deren Diskurs bisher immer Bescheidenheit predigte und Politiker anderer Formationen wegen ihres „vom einfachen Volk abgehobenen“ Lebensstils kritisierte. Iglesias und Montero kommen beide aus einfachen Verhältnissen. Genau das, machte sie so anders in der spanischen Politik. Iglesias verwies als Spitzenkandidat gerne auf seine 60 m² Wohnung in einem Arbeiterviertel in Madrid. Er kritisierte diejenigen, die sich in einer Villensiedlung außerhalb der Hauptstadt niedergelassen haben. Dort würden sie nicht mitbekommen, was die Menschen wirklich bewegt.

Dieser Diskurs, der auf Anhieb über 5 Millionen Wähler brachte, ist jetzt wohl Geschichte. Das fragliche Anwesen, indem die beiden „geschützt vom Druck der Presse“ die Zwillingen großziehen wollen, die sie erwarten, kostet über 600.000 Euro. Presseberichten zu Folge nahmen Iglesias und Montero den Kredit dafür bei der Bank auf, bei der auch die Partei ihre Konten hat. Die Bedingungen für den Kredit sollen ausgesprochen günstig sein.

Iglesias warnte, dass er auch im Falle einer geringen Wahlbeteiligung zurücktreten würde. Dies und die Kampagne, die Kritik sei von der rechten Presse orchestriert, brachten die Erfolg. Nur die kleine antikapitalistische Parteiströmung verurteilten offen den Hauskauf. Iglesias ehemaliger Freund und jetzt innerparteilicher Gegner, Iñigo Errejón, schloss die Reihen mit den beiden Parteiführern, auch wenn das Ergebnis zeigt, dass ihm seine Anhänger wohl nicht folgten und Iglesias und Montero abstraften.

„Meine Pflicht ist es an der Spitze von Podemos weiterzumachen und sowohl die 70 Prozent zu vertreten, die mich unterstützen, als auch die 30 Prozent, die einen anderen Generalsekretär wollten“. erklärte Iglesias nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Beim letzten Parteikongress vor einem Jahr erzielte er noch knapp 90 Prozent Unterstützung.

Viele seiner Kritiker befürchten, dass die eigentliche Rechnung bei den nächsten Wahlen kommt. Und das nicht nur wegen persönlicher Widersprüche, wie der Hauskauf, sondern auch wegen der neuen Linie der Partei. Anstatt wie einst die Empörtenbewegung mit einem „unten gegen oben“ in allen Bevölkerungsschichten Stimmen zu suchen und so zur echten Regierungsalternative zu werden, reden Iglesias und Montero seit einem Jahr von „links und rechts“. Viele derer, die den Schwenk nicht mittragen wollten, wurden aus den Parteistrukturen verbannt./Foto: Podemos

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