Die vorläufige Bilanz ist verheerend. Bei Redaktionsschluss hat ein Waldbrand im Zentrum Portugals mindestens 62 Menschenleben gefordert. 59 Menschen wurden teils schwer verletzt in umliegende Krankenhäuser eingeliefert. Der Brand in der dünn besiedelten Region rund um den Ort Pedrógão Grande, knapp 200 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Lissabon, war am Samstag nachmittag gegen 14 Uhr ausgebrochen. Starke, ständig wechselnde Winde ließen die Flammen regelrecht explodieren.
Die trockene Wälder standen in kürzester Zeit lichterloh in Flammen. Der Grund für den Brand war, so der portugiesische Zivilschutz, ein Gewitter ohne Regen. „Wir haben den Baum ausmachen können, in den der Blitz einschlug“, erklärte der Chef-Ermittler gegenüber dem staatlichen, portugiesischen Radio und Fernsehen RTP. Zunächst war die Polizei von Brandstiftung ausgegangen.
Mehrere Dörfer wurden von den Flammen völlig eingeschlossen. Ein Stromausfall erschwerte die Kommunikation mit den Betroffenen. Mindestens 30 Todesopfer wurden verkohlt in ihren Fahrzeugen gefunden. Sie hatten versucht, sich vor den schnell herannahenden Flammen in Sicherheit zu bringen. Sie wurden auf der Landstraße zwischen Figueiró dos Vinhos und Castanheira de Pera von dem Brand eingeschlossen und kamen in den Flammen ums Leben.
Laut der Behörden sind auch „Schaulustige und Neugierige“ den Flammen zum Opfer gefallen. Auch Löschfahrzeuge wurden von den Flammen zerstört. Mehrere Helfer wurden verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.
Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa, der Samstag auf Sonntag nach Mitternacht in der Region eintraf sprach von einer „beispiellosen Situation“. Der Waldbrand gehört zu den schlimmsten Katastrophen in den vergangenen Jahrzehnten. Rund 700 Feuerwehrleute mit über 300 Fahrzeugen sind im Einsatz, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Sie werden von portugiesischen Soldaten unterstützt. Neun weitere Brände wüten in unterschiedlichen Regionen des Landes. Insgesamt waren am Wochenende über 1500 Feuerwehrleute und Helfer im Einsatz.
Kritik kommt von der Vereinigung für Investitionen in der Forstwirtschaft Portugals. Sie beklagte fehlende Anstrengungen bei der Vorbeugung von Waldbränden. Die Regierung weisst dies zurück. Alles sei ordnungsgemäss verlaufen, erklärt der Staatssekretär für Innere Verwaltung Jorge Gomes. Aber die Wetterlage und die für die Jahreszeit ungewöhnliche Trockenheit, sowie die seit einer Woche anhaltenden Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 40 Grad, hätte die Lage verschärft. „Gomes spricht von „nicht kontrollierbaren Winden“ und einem Verhalten des Brandherdes, das „keine Erklärung“ habe.
Laut dem Chef des Feuerwehrverbandes, Jaime Marta Soares, „breitete sich das Feuer in einer teuflischen, nie gesehenen, unvorstellbaren Geschwindigkeit aus.“ Auf die Frage, ob es nicht an Mitteln gefehlt habe, antwortet Marta Soares: „Es ist unmöglich so schnell zu operieren, wie sich die Flammen ausbreiteten. Dazu wäre es notwendig gewesen, dass wir bereits bei Ausbruch 1000 bis 1500 Männer mit 300 bis 400 Fahrzeugen vor Ort gehabt hätten. Wir waren so schnell wie es irgend möglich war. Was möglich war, wurde getan, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.“
Die Europäische Union (EU) sicherte Portugal am Sonntag Hilfe zu. „Es wird alles getan, um den Behörden und Menschen in Portugal in dieser Zeit der Not zu helfen „, erklärte der zuständige EU-Kommissar Christos Styliandis. Von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Papst kamen ebenfalls solidarische Worte. Spanien und Frankreich schickten Löschflugzeuge und -hubschrauber.