© 2016 Reiner Wandler

Spanien droht Olivensterben

olivar

„Xylella fastidiosa ist eine Bakterie, die in Spanien nicht vorkommt“, steht auf der Web des spanischen Landwirtschaftsministeriums zu lesen. Seit Mitte November ist dies falsch. Die Xylella fastidiosa – oder Feuerbakterie – wurde erstmals auch an Spanien festgestellt. Sie hat ein Gartenbauzentrum in Manarcor auf der Ferieninsel Mallorca befallen. Die Landwirtschaftsverbände sind beunruhigt. Denn die Krankheit hat sich in Süditalien bereits seit 2013 ausgebreitet. Dort sind vor allem Olivenhaine betroffen. Spanien ist mit 2,6 Millionen Hektar Anbaufläche der größten Olivenproduzent weltweit. Bevor die Plage erstmals in Italien festgestellt wurde, war sie nur in Asien und Amerika bekannt.

In Süditalien wurden in nur drei Jahren 250.000 Hektar Olivenhaine Opfer der Bakterie. Der Mikroorganismus, der das Austrocknen der Pflanzen bewirkt, bedroht unter anderem auch Rebstöcke, Mandel- und Kirschbäume. Seither wurde der Erreger auch aus Korsika und der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur gemeldet. Auf Mallorca sind es drei Kirschbäume, die befallen wurden. Unter den Landwirten ist die Bakterie als „Ebola de Bäume“ bekannt, da sie sehr virulent und nur schwer zu bekämpfen ist.

Die Bekämpfung des Bakteriums ist besonders schwierig, da das Bakterium durch Insekten übertragen wird, die sich von Pflanzensäften ernähren und befallene Pflanzen über Monate keine Symptome zeigen, so dass eine Ausbreitung lange unentdeckt bleibt. Es gibt keine effiziente Methode, die Krankheit zu bekämpfen. Das Protokoll des spanische Landwirtschaftsministeriums sieht die Zerstörung aller Pflanzen in einem Umkreis von 100 Metern werden vor. In einer Schutzzone mit einem Radius von 10 Kilometern werden Stichproben genommen, um sicher zu gehen, dass sich die Bakterie nicht weiter ausgebreitet hat. Die spanischen Behörden hoffen auf die Insellage des ersten Infektionsherdes. Dies erschwert die Verbreitung, falls die Kontrollmaßnahmen eingehalten werden.

Auf dem Festland sind sie dennoch beunruhigt. „Das ist eine schwerwiegende Nachricht“, erklärt Crístobal Aguado, Vorsitzender des Landwirtschaftsverbandes der Region rund um Valencia. Mallorca und Valencia trennen nur rund 200 Kilometer Mittelmeer. Ein reger Fähr- und Handelsverkehr verbindet die Insel mit dem Festland. Aguado wirft der Europäischen Union vor, schlecht auf die Plage in Italien reagiert zu haben. „Brüssel begeht eine selbstmörderische Politik“, sagt er. Die EU würde Handelsinteressen über die Interessen der Sicherheit stellen. Er verlangt eine Liste der Länder, die wirksame Schutzmaßnahmen anwenden. Nur aus diesen soll importiert werden dürfen. Bisher gelten nur für Pflanzenhandel innerhalb der EU strenge Maßnahmen. Jeder Betrieb, der diese Pflanzenarten produziert und/oder mit ihnen handelt, muss sich registrieren lassen.

Bereits vor einem Jahr hatte das Europaparlament die Krankheit auf der Tagesordnung. Die Abgeordneten begrüßten die Maßnahmen innerhalb Europas, die Handel mit Pflanzen aus befallenen Regionen erschweren. Schon jetzt müssen beim Handel innerhalb des EU-Binnenmarktes müssen alle Wirtspflanzen von Xylella fastidiosa von einem Pflanzenpass begleitet sein. Allerdings werden Importe von ausserhalb der EU bei weitem nicht so streng kontrolliert. „Um das EU-Gebiet zu schützen, muss das EU System für die Entdeckung von Erregern überarbeitet werden, und falls notwendig, sollte die EU-Kommission nicht davor zurückschrecken stärkere Importrestriktionen einzuführen“, heisst es im Parlamentsbeschuss vom 20. Mai 2015. „Ein so in Sachen Handel so liberales Land wie die USA macht dies“, merkt der Valencianer Aguado an. /Foto: Fran Hidalgo Carmona

Was bisher geschah: