© 2016 Reiner Wandler

Sonne und Moschee

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Marokkos Moscheen werden grün. 600 Gebetshäuser sollen – so kündigte das Ministerium für religiöse Angelegenheiten in Rabat an – bis Frühjahr 2019 auf erneuerbare Energie umgerüstet werden. Bis Jahresende sollen vor allem in Ballungsgebieten wie Rabat, Casablanca, Fez und Marrakesch bereits die ersten 100 Gebetshäuser im Reiche des Königs Mohamed VI. Solarzellen auf dem Dach erhalten. Ebenfalls per Sonnenenergie sollen sie mit Warmwasser versorgt werden. Die Beleuchtung wird auf LED umgerüstet. Außerdem werden Klimaanlagen eingebaut. Die betroffenen Moscheen sollen 30 bis 40 Prozent des bisherigen Energiebedarfs einsparen. Die marokkanische Presse spricht vom „Label Grüne Moschee“. Insgesamt stehen über 15.000 Moscheen in Marokko. Seit August laufen die öffentlichen Ausschreibungen für die ersten Bauarbeiten.

Das Projekt mit dem Namen „Energieeffizienz in Moscheen“ erhält von der bundesdeutschen Entwicklungshilfe technische Beratung. Partner der Marokkaner ist die deutsche Entwicklungsagentur Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Das Vorhaben, das auf eine bilaterale Initiative aus dem Jahr 2014 zurückgeht, soll die Bevölkerung für Erneuerbare Energien sensibilisieren und Arbeitsplätze, vor allem für junge hochqualifizierte Marokkaner, schaffen.

„Lokale Firmen sollen dadurch qualifiziert werden, Installations- und Wartungsverträge der öffentlichen Hand zu gewinnen und ihre Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen“, heisst es in einer Projektbeschreibung der GIZ. Die marokkanischen Behörden hoffen, dass rund 900 kleine Unternehmen durch das Programm entstehen, die rund 5000 Arbeitsplätze schaffen. „Zugleich wird das Programm ‚Energieeffizienz in Moscheen‘ bei der Entwicklung von Sensibilisierungsmaßnahmen beraten. Im Zentrum steht die Berichterstattung in den Medien, zum Beispiel über die Vorteile der zum Einsatz kommenden Technologien, und die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung durch in den Moscheen tätige Multiplikatoren“, heisst es weiter in der Projektbeschreibung der GIZ.

Mit der Initiative will Monarch Mohamed VI. vor dem kommende Klimagipfel, der im südamerikanischen Marrakesch vom Anfang November stattfinden wird, ein Zeichen setzen. Beim letzten Klimagipfel in Paris verpflichteten sich Vertreter der Weltreligionen Erneuerbare Energien zum Schutz der Schöpfung zu unterstützen. Marokkos König Mohamed VI. überwacht alles was mit Religion zu tun hat ganz direkt. Er ist lauf Verfassung „Führer aller Gläubigen“ und damit höchste Instanz in Sachen Islam in seinem Lande.

Marokko macht seit Jahren durch Großprojekte im Bereich der Solarenergie von sich Reden. So weihte Mohamed VI. vergangenen Februar in Ouarzazate in der Sahara den weltweit größten Solarpark ein, als dort der erste Bauabschnitt in Form eines Parabolrinnenkraftwerk ans Netz ging. Das Kraftwerk hat eine Leistung von 160 Megawatt (MW). Bis 2018 sollen drei weitere Bauabschnitte folgen. Auf 3.000 Hektar werden dann 580 MW Kapazität stehen.

Marokko will bis 2020 bei 42 Prozent der installierten Gesamtleistung zur Stromerzeugung erneuerbare Quellen nutzen. Dafür will der marokkanische Energieversorger ONE und die vom König gegründete Agentur für Solarenergie MASEN insgesamt 2000 MW an Solarkraftwerken errichten. Hinzu kommt der Ausbau der Windenergie auf ebenfalls 2000 MW. Und die Wasserkraft, die bereits ein Drittel der Gesamtleistung Marokkos produziert, soll ebenfalls ausgebaut werden.

Was bisher geschah: