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Wenn einer den Hals nicht voll kriegt

messiDer argentinische Stürmer des FC Barcelona, Leo Messi, lässt nichts anbrennen. Das beweisen die Panama Papiere. Am 13. Juni 2013, nur einen Tag nachdem bekannt wurde, dass die spanischen Steuerbehörden gegen ihn und seinen Vater Jorge Horacio Messi wegen Hinterziehung von über vier Millionen Euro aus Werbeeinnahmen und Vermarktung der Bildrechte ermitteln, kauften die beiden das Unternehmen Mega Star Enterprise Inc. in Panama. Das Geschäft wickelte das uruguayische Anwaltsbüro Abreu, Abreu & Ferres ab. Mega Star war ein Jahr zuvor von einem anderen Anwaltsbüro gegründet worden. Vermittler zwischen beiden waren die Anwälte von Mossack Fonseca, die anschließend auch die benötigten Strohmänner suchten, hinter denen die Messis ihr Guthaben verstecken – fünf an der Zahl.

Dass das ganze dennoch aufflog liegt an einem Brief, der von Vater und Sohn unterzeichnet wurde, in dem die beiden erklären, für alle Kosten der Firma und der Strohmänner aufzukommen, unterschreiben mit königsblauer Tinte. Der Brief wurde gestern auf der Nachrichtenweb El Confidencial, die zusammen mit dem Privatfernsehsender La Sexta den Skandal in Spanien erstveröffentlichte, im Faksimile abgedruckt.

Als weiterer Beweis, dass hinter Mega Star Leo Messi und Vater stecken, dienen die Aktien der Scheinfirma. Bis 2015 konnten sie auf „den Träger“ ausgestellt werden. Dann änderte Panama das Gesetz. Seither müssen sie einen Namen tragen. Laut der journalistischen Untersuchungen sind sie auf den Vater ausgestellt, allerdings ohne den Nachnamen Messi.

Messi bestreitet die Vorwürfe. Das Umfeld des Fussballspielers teilte der spanischen Sportpresse mit, dass Messi und Vater prüfen würden, in wie weit sie gegen die Süddeutsche Zeitung und die anderen Medien gerichtlich vorgehen können.

Mega Star ersetzte ein breites Geflecht aus Scheinfirmen in Uruguay, Belize, der Schweiz und im Vereinigten Königreich, das den Messis bis zu den Ermittlungen in Spanien diente, um Einnahmen am Fiskus vorbeizuschleusen. Der Prozess beginnt nach Ende der Championsleague im Mai diesen Jahres. Insgesamt drohen Messi, der angibt, sein Vater habe alles ohne sein Wissen eingefädelt, 22 Monate Haft und vier Millionen Euro Busgeld.

Ins Gefängnis muss der Fussballstar wohl kaum, denn in Spanien werden Haftstrafen unter zwei Jahren üblicherweise zur Bewährung ausgesetzt und das Busgeld dürfte nur wenig schmerzen. Denn Messi war 2015 laut dem alljährlichen Ranking der französischen Sportseite „France Football“ mit 65 Millionen Euro der Weltfussballer in Sachen Einnahmen.

Es sind nicht die einzigen Verdachtsmomente gegen Leo Messi. Die spanische Polizei untersucht, ob der fünffache Weltfussballer Messi bei Spielen, die der FC Barcelona zu seinen Ehren ausgetragen hat, Gelder der lateinamerikanischen Drogenmafia wusch.

In den Papieren aus Panama tauchen weitere bekannte Persönlichkeiten aus der Fussballwelt auf. Der ehemalige Spieler von Real Madrid, Iván Zamorano, soll ebenso Geld in Panam geparkt haben, wie der vor sechs Jahren wegen ominöser Einnahmen in Höhe von 1,8 Millionen Euro suspendierte UEFA-Präsident Michel Platini. Auch er soll, so die Recherchen, im Jahr 2007 eine Firma in Panama gegründet haben. Platinis Anwälten teilten der französischen Nachrichtenagentur AFP mit, dass ihr Mandant seine gesamten finanziellen Einkünfte und Besitzverhältnisse den Schweizer Behörden an seinem Wohnsitz zugänglich gemacht habe.

Auch das Mitglied der FIFA-Ethik-Kommission Juan Pedro Damiani soll in den Papieren aus Panama auftauchen. Der uruguayische Anwalt Damiani soll Kontakte zu den unter Hausarrest stehenden argentinischen TV-Rechtehändlern Hugo und Mariano Jinkis gepflegt haben. Ausserdem ermittelt die FIFA gegen ihn, aufgrund mutmaßlicher Geschäftsverbindungen zwischen Damiani und dem im FIFA-Korruptionsskandal geständigen Eugenio Figueredo (Uruguay). Bestechungsgelder sollen innerhalb der FIFA über Off-Shore-Konten geflossen sein./Foto: Football.ua, CC BY-SA 3.0

Was bisher geschah: