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General a.D. im Hungerstreik

benhadid

Der algerische General a.D. Hocine Benhadid „Bazooka“ befindet sich seit zehn Tagen im Hungerstreik. Der einstige Spezialist für Antiterroroperationen in den 1990er Jahren in der Region Blida sitzt seit dem 30. September vergangenen Jahres im Gefängnis von El Harrach – einen Vorort von Algier. Er wurde verhaftet, nachdem er Staatschef Abdelaziz Bouteflika und dessen Umfeld kritisiert hatte.

„Mein Mandant läuft ernsthaft Gefahr zu sterben“, erklärte am Wochenende Benhadids Anwalt, Khaled Bourayou. Benhadid leide unter Diabetis. Ohne ärztliche Behandlung in einem Krankenhaus habe er nur noch wenige Tage zu leben, so der Strafverteidiger.

Die genauen Vorwürfe gegen Benhadid kennt auch sein Anwalt nicht. Denn der General a.D. untersteht der Militärgerichtsbarkeit und die ist geheim. Anwalt Bourayou befürchtet, dass Benhadid „Verrat militärischer Geheimnisse“ vorgeworfen werden könnte. Darauf stehen bis zu 20 Jahre Haft.

Benhadid will mit dem Hungerstreik auf seine Situation aufmerksam machen und die Haftentlassung erzwingen. Dieser Tage ist Bundesinnenminister Thomas de Maizière in Nordafrika. Er besucht neben Marokko und Tunesien auch Algerien. Für De Maizière sind alle drei Länder sicher genug, um Flüchtlinge dorthin abzuschieben.

Das einzige Vergehen dessen sich der 70-jährige Benhadid, der bei den Präsidentschaftswahlen 2004 Bouteflikas Herausforderer Ali Benflis unterstützte, bewusst ist: Er hatte in einem Interview Präsident Abdelaziz Bouteflika und dessen engstes Umfeld kritisiert. Der schwerkranke Staatschef sei nur noch „wenige Minuten am Tag bei klarem Bewusstsein“, erklärte er in einem Gespräch am 21. September im Privatsender Radio M. Die Amtsgeschäfte führe der jüngere Bruder Bouteflikas, Said, sowie der stellvertretende Verteidigungsminister Ahmed Gaid Salah und Armeechef Ali Haddad. Benhadid sprach von „mafiösen Machenschaften um das Reichtum des Landes auszurauben“ und warnte: „Das algerische Volk und die ehrlichen Offiziere sowie die Eliten“ würden keine Erbfolge an der Staatsspitze dulden.

Genau das aber sei der Plan Said Bouteflikas. Der jüngere Bruder des Staatschefs würde alle im nicht wohlwollend gesonnen Militärs und Politiker aus dem Amt drängen, um – sobald der Zeitpunkt gekommen sei – ungehindert zum Präsidenten kandidieren zu können. In den vergangenen Monaten wurde mehrere Minister entlassen, der militärische Geheimdienst aufgelöst, sowie mehrere namhafte Generäle in den Ruhestand versetzt.

Benhadid ist nicht der einzige Fall, den De Maizière auf seiner Reise wohl lieber ausblenden wird. Der Sprecher der französischsprachigen Abendnachrichten im staatlichen Canal Algérie, Ahmed Lahri, wurde seines Postens enthoben. Auch er soll Staatschef Bouteflika nicht genügend gewürdigt haben. Er hatte ihn nur beim Namen genannt, anstatt „Monsieur le president de la République“ zu sagen, wie sich das gehöre./Foto: Interview bei Radio M/ Screenshot.

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