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Weltgrösster Solarpark eingeweiht

Marokkos König Mohamed VI. weihte am Donnerstag in der Sahara den weltweit größten Solarpark ein. 800 geladene Gäste feierten in Ouarzazate, 200 Kilometer südöstlich von Marrakesch, die Fertigstellung des ersten Bauabschnittes, ein Parabolrinnenkraftwerk mit dem Namen Noor 1. Die Anlage verfügt über einen Flüssigsalzspeicher, der dafür sorgt, dass auch ohne Sonne vier Stunden weiter Strom produziert werden kann.

Noor 1 ist die erste Phase eines größeren Komplexes. Das Kraftwerk hat eine Leistung von 160 Megawatt (MW) und kostete 775 Millionen Euro. Bis 2018 sollen drei weitere Bauabschnitte folgen. Auf 3.000 Hektar werden dann 580 MW Kapazität stehen. Damit sollen 1,2 Millionen Marokkaner mit Strom versorgt werden. Die Gesamtkosten werden sich auf über 3 Milliarden Euro belaufen.

Noor 1 wurde von vier spanische Firmen errichtet. Auftraggeber war die saudische ACWA Power, die von der königlich, marokkanischen Energieagentur MASEN den Zuschlag für drei der vier Bauabschnitte erhielt. Der Zuschlag für die vierte Phase wurde noch nicht erteilt.

ACWA Power hatte sich gegen namhafte Mitbewerber, wie den italienischen Energieversorger ENEL oder das spanische Unternehmen Abengoa durchgesetzt. Ein viertes Konsortium rund um die deutsche Solar Millennium war nach deren Insolvenz vorzeitig ausgeschieden.

Ouarzazate ist nur ein Teil eines ehrgeizigen Planes für erneuerbare Energien. In Marokko sollen bis 2020 42 Prozent der installierten Gesamtleistung zur Stromerzeugung erneuerbaren Quellen nutzen. Dafür will der marokkanische Energieversorger ONE und MASEN insgesamt 2000 MW an Solarkraftwerken errichten. Hinzu kommt der Ausbau der Windenergie auf ebenfalls 2000 MW. Und die Wasserkraft, die bereits ein Drittel der Gesamtleistung Marokkos produziert, soll ebenfalls ausgebaut werden.

Alleine der Solarplan wird rund 8 Milliarden Euro verschlingen. Doch soll sich dies lohnen, so die Rechnung der Agentur MASEN. Marokko hängt derzeit zu 95 Prozent von Energieeinfuhren in Form fossiler Brennstoffe oder Strom aus Spanien ab. Alleine durch den Solarplan sollen jährlich eine Million Tonnen Erdöl eingespart werden.

Neben der Weltbank, Entwicklungshilfeagenturen verschiedener EU-Ländern und den Climate Investment Funds ist auch die Bundesrepublik an der Finanzierung beteiligt. Die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) steuerte 834 Millionen Euro bei.

Nicht ganz selbstlos: Die Idee, die hinter dieser großzügigen Beteiligung steckte, war die Förderung des Projektes Desertec Industrieinitiative (Dii), das lange von deutsche Großunternehmen und der Bundesregierung favorisiert wurde. Erneuerbarer Strom aus der Wüste sollte Europa versorgen. Das Konsortium wurde 2014 aufgelöst, nachdem mehrere Teilnehmer das Vorhaben als unrealistisch und zu teuer einstuften. Dii war es nie gelungen ein eigenes Pilotprojekt in Nordafrika zu errichten. Ouarzazate sollte diese Funktion übernehmen und einen Teil der Produktion nach Europa liefern.

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