© 2015 Reiner Wandler

Der Schatz in der Karibik

sanjose

Der Traum unzähliger Schatzsucher ist für Forscher in Kolumbien wahr geworden: Ein Team aus kolumbianischen und ausländischen Experten fand nach mühevollen Recherchen das Wrack der vor 307 Jahren mit einem riesigen Schatz an Bord gesunkenen spanischen Galeone „San José“. Hier ihre Geschichte:

Der Wind war flau und blieb hin und wieder ganz aus, es regnete. Der berüchtigte, britische Admiral Charles Wager dümbelte mit vier Kriegsschiffen nur wenige Seemeilen entfernt vor der Insel Barú – heute Islas del Rosario. Der 7. Juni 1708 war wirklich alles andere als ein idealer Tag um von Portobelo in Panama nach Cartagena in Kolumbien aufzubrechen. Dessen war sich der Kommandant des spanischen Flottenverbandes aus 13 Handelsschiffen und 3 Kriegsschiffen, Diego Fernández de Santillán Graf Casa Alegre, bewusst.

Dennoch entschied sich der adlige Oberbefehlshaber in die Karibik zu stechen. Graf Casa Alegre, der selbst als Kapitän auf einen der drei Kriegsschiffe, der Galeone San José, fuhr, hatte es eilig. Die Orkansaison rückte immer näher und zum zu Hause wurde die Ladung der San José dringend gebraucht. Sie hatte Gold und Silber aus der Kolonie Peru an Bord. Die Ladung wäre nach heutigem Kurs weit mehr als 10 Milliarden Euro wert. Von Cartagena sollte es weiter nach Havanna und dann ins südspanische Cadiz gehen.

Zu Hause herrschte Krieg. Das Königshaus brauchte dringend Nachschub für die Kasse der Armee. Es ging um die Erbfolge des kinderlos verstorbenen Habsburgers Karl II.. Frankreich hatte erfolgreich den Enkel von Ludwig XIV., den Bourbone Philipp V., auf den Thron der damaligen Weltmacht Spanien gebracht. Frankreich unterstützte im 13-jährigen Waffengang (1701-1714) mit Hilfe kleinerer Königreiche wie Bayern ihren Phillip V. Die Briten, Österreicher und Niederländer hielten dagegen. Es war der eigentliche erste Weltkrieg, ging es doch auch um die Vorherrschaft in Europa und Amerika – der damals bekannten Welt.

Am 8. Juni passierte, was Graf Casa Alegre nur hätte umgehen können, wenn er sich zum Überwintern in der Karibik entschlossen hätte. Ausgerechnet bei der Insel Barú blieb der Wind aus. Als eine leichte Brise das Segeln wieder möglich machte, war Charles Wagers Kriegsverband plötzlich da. Für die Flucht ins nahegelegene Cartagena war es zu spät.

Wager, seekriegserfahren aus Schlachten auf dem Mittelmeer – unter anderem war er bei der Eroberung Mallorcas und Gibraltars, wenige Jahre zuvor, mit von der Partie – wusste was er wollte: Die drei Kriegsschiffe San José, Santa Cruz und San Joaquín kapern, um endlich reich zu werden. Es ging für den Admiral um mehr als Krieg. Die britische Krone setzte auf Piraterie, die Mannschaft durfte einen erhebliche Teil erbeuteter Reichtümer unter sich aufteilen.

Doch dieser Erfolg war Wager nicht vergönnt. Die Bilanz des Seegefechtes, das einen Tag und eine Nacht dauern sollte: Die San José explodierte und nahm den Reichtum sowie 400 Passagiere und 200 Mann Besetzung mit auf den Meeresgrund. Die Santa Cruz wurde zwar gekapert, hatte aber keinen Schatz an Bord. Der San Joaquín gelang letztendlich doch noch die Flucht nach Cartagena.

Zwei der Wager unterstellten Kapitäne musste für den Fehlschlag den Dienst quittieren. Der Oberkommandant selbst ging mit „Wager‘s Action“ – dennoch in die glorreiche britische Seefahrtsgeschichte ein und wurde 1710 gar ins Parlament gewählt, schließlich hatte er den Spaniern schwer geschadet. Und ein kleinwenig reich wurde der Admiral in der Karibik doch noch. Insgesamt erbeutete er ein Vermögen von 60.000 Pfund in Silber.

Was bisher geschah: