© 2014 Reiner Wandler

Puffs und Dealer retten die Wirtschaft

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Spanien ist gar nicht so arm, wie es auf den ersten Blick aussieht. Diese Annahme steckt hinter einer Debatte, die dieser Tage die Wirtschaftsseiten der Presse des südeuropäischen Krisenlandes füllt. Es geht darum, illegale Aktivitäten wie Prostitution und Drogenhandel zu erfassen und ins Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit einzuberechnen. Der Vorteil des Ganzen: Das BIP steigt, die Verschuldung und das Haushaltsdefizit sinken – zumindest relativ zur Wirtschaftsleistung des Landes.

Die EU lässt diese neue Art den nationalen Reichtum zu bestimmen seit diesem Jahr zu. Ab 2016 muss der Schwarzmarkt gar in den offiziellen Zahlen auftauchen. Länder wie Großbritannien oder Italien rechnen ihre obskuren Machenschaften bereits mit ein. Spaniens konservative Regierung in Madrid geht davon aus, dass das BIP mit allen Aktivitäten inklusive um 1 bis 2 Prozent über dem liegt, was bisher angenommen wurde. Das könnte bei weitem zu kurz gegriffen sein.

Das Nationale Statistikamt in Madrid (INE) steht vor keiner leichten Aufgabe. Wie viele Dealer verkaufen Drogen, welcher Art und welche Mengen? Wie viele Prostituierte stehen sich die Füße platt oder bieten ihre Dienste in Wohnungen in den Städten oder in Großbordellen entlang der Landstraßen an? Das sind nur zwei der Fragen, die es zu beantworten gilt, um das BIP neu zu berechnen.

Spaniens größte Tageszeitung El País berichtet, dass Techniker des INE in den vergangenen Monaten NGOs besucht haben, die Prostituierte betreuen. Geholfen hat das wenig. Denn die Organisationen wissen nur von den Frauen, die sich an sie wenden. Und das sind die wenigsten. Auch der Verband der Puffbesitzer konnte nicht wirklich weiterhelfen. Denn die meisten der dort Organisierten führen ihre Steuern ab. Sie gehören also nicht zur Dunkelziffer. Die email an den Verband spricht für sich: „Wie viel kassiert eine Prostituierte für einen durchschnittlichen Service 2002/2007/2012? Wie viele Kunden hat eine Prostituierte im Schnitt pro tag 2002/2007/2012? Wie hoch war die durchschnittliche Zimmermiete 2012 in einem kleinen/ mittleren Club (mit weniger als 50 Prostituierten)?“ hieß es da.

Keiner weiß, wie viele Prostituierte es in Spanien tatsächlich gibt. Schätzungen gehen von bis zu einer halben Million Frauen aus, die ihre sexuellen Dienstleistungen anbieten aus. Der gesamte Tagesumsatz der Branche soll sich auf rund 50 Millionen Euro belaufen. Hochgerechnet aufs Jahr kämen rund zwei Prozent des BIP zusammen.

Leichter ist die Berechnung des Geschäfts mit den Drogen. Die Polizei legt für ihre Markterhebungen die Mengen beschlagnahmter illegaler Rauschmittel zu Grunde. 2012 waren dies 21 Tonnen Kokain, 325 Tonnen Haschisch und 229 Kilogramm Heroin, mit einem Marktwert von insgesamt 2,7 Milliarden Euro. Das wären alleine schon 0,3 Prozent des BIP. Da die Polizei davon ausgeht, dass ihr 10 bis 15 Prozent der nach Spanien geschmuggelten Drogen in die Fänge geraten, würde alleine der Drogenhandel 2 bis drei Prozent des BIP ausmachen. Spanien ist der größte Kokainmarkt nach den USA.

Was bisher geschah: