© 2013 Reiner Wandler

huffingtonpost.es wird ein Jahr alt

HP

„Wir sind noch immer ein Baby, aber ein glückliches Baby“ erklärt Guillermo Rodríguez. Dann kommt der 39-jährige stellvertretende Chefredakteur der spanischen Ausgabe der Huffington Post ins Schwärmen: „Am 7. Juni werden wir ein Jahr alt und das Projekt läuft weitaus besser als in unsere kühnsten Träume.“ Mit 1,5 Millionen (comscore) unterschiedlichen Besucher pro Monat hat die Internetzeitung die Klicks mehr als verdoppelt. Die Belegschaft ist von acht auf 11 Mitarbeiter angewachsen. „Wir hoffen, dass wir bald schon 15 Redakteure haben“, erklärt Rodríguez, studierter Historiker, der seit 1998 im online-Journalismus tätig ist. Die einzige in der HuffPost-Belegschaft, die aus dem konventionellen Medien kommt, ist Chefin Monserrat Domínguez. Die 49-jährige Columbia-Absolventin war Fernseh- und Radiosprecherin bevor sie sich auf das Internetabenteuer einließ.

Huffington Post Spanien erscheint im Hause Prisa. Die Medienholding, der auch Spaniens größte Tageszeitung El País gehört, setzt verstärkt aufs Internet. Huffington Post und der Ausbau der Internetpräsenz von El País Richtung Lateinamerika sind die beiden Standbeine mit der die Krise der Printmedien überwunden werden soll. El País hat 7,7 Millionen unterschiedliche Besucher pro Monat. Auch HuffPost Spanien schaut gegen Lateinamerika. „Dort lokale Ausgaben zu gründen, ist von Anfang an eines unserer Ziele“, bestätigt Rodríguez.

Von einem Vergleich mit der großen Schwester aus dem Hause Prisa will Rodríguez nichts wissen. HuffPost sei eine andere Art Zeitung zu machen. „Wir setzen auf Stimmen, die sonst keine Stimme haben“, erklärt der Vize-Chef. 300 Blogger haben im ersten Jahr in der Huffington Post veröffentlicht. Waren anfänglich viele bekannte Politiker darunter, sind es immer mehr „junge Autoren, die Interessantes zu erzählen haben“. Bezahlt werden sie – wie auch beim us-amerikanischen Original – nicht. „Sichtbarkeit“ sei ihr Lohn, so die Philosophie des Hauses, die in Spanien von Berufsverbänden stark kritisiert wird.

Im ersten Jahr ihres Bestehens hat HuffPost in Spanien Konkurrenz bekommen. Journalisten, die im Laufe der Krise ihren Job verloren haben, gründete mehrere Projekte. La Marea, El Diario oder Info Libre haben ebenfalls den Anspruch die andere Realität, die von unten, von der Straße, ins Zentrum der Debatte zu rücken.

„Natürlich beobachten wir das aufmerksam. Konkurrenz wirkt belebend“, gibt sich Rodríguez selbstsicher. Wie die neuen Projekte auch, sieht er die HuffPost als Angebot für junge, fortschrittliche, kritische Leser. „Wir beobachten genau, was die anderen machen, um aus deren Stärken und auch deren Fehlern zu lernen“, sagt Guillermo Rodríguez. Rodríguez ist stolz darauf, eine starke Lesergemeinschaft aufgebaut zu haben. 40.000 Kommentare werden monatlich gepostet.

Sein Wunsch fürs zweite Jahr. „Langsam rentabel werden, und mehr Personal, um mehr eigene Inhalte kreieren zu können.“ Noch sind viele Nachrichten überarbeitete Ticker oder Links auf andere News-Webs.

Was bisher geschah: