Es ist ein alter Hase für schwere Zeiten. Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos hat mit dem Wirtschaftswissenschaftler Luis María Linde de Castro einen engen Freund zum neuen Gouverneur der spanischen Zentralbank berufen. Der 67-jährige Mann aus Madrid wird am Montag das Büro seines Vorgängers Miguel Ángel Fernández Ordóñez Büro beziehen. Dieser war nach monatelangen Auseinandersetzungen mit De Guindos zurückgetreten.
Auf dem Tisch des Neuen wird sich die Arbeit häufen. Linde wird einen Bericht des Internationalen Währungsfonds über den spanischen Finanzsektor vorfinden. Außerdem reichen die Kassen und Banken des Landes ihre Pläne ein, wie sie den Anforderungen nach neuen Rücklagen für das vergebene Kreditvolumen gerecht werden sollen. Das größte Sorgenkind ist Bankia, ein Zusammenschluss aus sieben Sparkassen rund um die hauptstädtische Caja Madrid, die Anfang Mai teilverstaatlicht wurde. Sie braucht wohl Hilfe im zweistelligen Milliardenbereich. Außerdem wird Linde drei der bereits zuvor intervenierten Sparkassen in den nächsten Monaten versteigern müssen. Gelingt dies nicht, werden auch sie in Staatshand bleiben.
Der nationale Bankenrettungsfond FROB, der Lindes Zentralbank untersteht braucht Geld, viel Geld, Und das kann nur aus Europa kommen. Spanien ist blank, die Zinsen auf den Märkten liegen mit rund sechs Prozent über dem ,was tragbar ist. Sollte Madrid tatsächlich am Wochenende teilweise unter den EU-Rettungsschirm schlupfen, wie dies am Freitag als sicher galt, wäre Lindes Topf zumindest gefüllt. Er müsste dann allerdings in Rekordzeit die Auflagen, die aus Brüssel und vom Internationalen Währungsfond mitgeschickt werden, erfüllen und den Finanzsektor reformieren.
An Erfahrung fehlt es Linde nicht. Der Mann, der seine politisch-wirtschaftliche Laufbahn nach dem Tod von Diktator Franco 1975 im Umfeld der Zentrumspartei UCD begann und von seinen Freunden damals als „Linker in der Rechten“ definiert wurde, war von 1987 bis 2000 bereits in verschiedenen Funktionen in der Zentralbank tätig. Als Generaldirektor für Aussenbeziehungen meisterte er die schwerste Krise der ehemaligen spanischen Währung, der Peseta. Sie wurde in den 1990er Jahren viermal abgewertet. Spanien drohte aus dem europäischen Währungssystem zu kippen. Linde bewältigte diese Krise und sein Land führtegelang schließlich den Euro ein.
Linde hat drei Jahre Zeit, erneut das unmöglich Erscheinende zu vollbringen. Dann wird er 70. Dies ist das gesetzliche Höchstalter für einen Gouverneur der Zentralbank.