Die wichtigste Stimme der libyschen Revolution ist verstummt. Der 28-jährige Internetaktivist Mohammed Nabbous wurde am Samstag bei einen Feuergefecht zwischen Truppen des libyschen Staatschefs Muammar Al Gaddafi und den Rebellen, die die Stadt Benghazi im Osten des Landes halten, schwer verletzt und verstarb gegen 15 Uhr im Krankenhaus. „Mo“, wie der junge Ingenieur von allen genannt wurde, gründete kurz nachdem am 17. Februar die Proteste gegen den seit 42 Jahren regierenden Gaddafi begannen, das Internetfernsehen Libya Alhurra TV.
Nabbous war stets ganz vorne mit dabei. Egal ob Gaddafis Bomben Wohnbezirke oder Elektrizitätswerke in Benghazi trafen, der Internetaktivist berichtete mit seiner Kamera live. Auf Arabisch und hervorragendem Englisch mit einem Akzent, den er sich in Oxford, während eines Studienaufenthaltes angeeignet hatte, unterrichtete er die Internetöffentlichkeit über die Ereignisse in Benghazi. Zeitweise waren bis zu neun Kameras gleichzeitig rund um die Uhr online.
Bereitwillig stand Nabbous auch internationalen Satellitensendern, wie Al Jazeera, Rede und Antwort. Seine Videos gingen selbst dann noch bei livestream.com auf Sendung, als Gaddafi sein Land vom Internet abschnitt. Dazu nutzte Nabbous eine illegale Satellitenanlage.
Eines seiner letzten Videos berichtete am Samstag vom Tod eines vier Monate alten Babys und eines fünf-jährigen Kindes durch eine Geschütz der Gaddafigetreuen. Libya Alhurra TV lieferte damit einen wichtigen Beweis dafür, dass der libysche Diktator den von seinem Aussenminister verkündeten Waffenstillstand nicht einhält. „Mo’s“ letzter Bericht kam per Telefon. Im Hintergrund sind schwere Gefechte zu hören. Irgendwann reißt die Stimme ab.
Nabbous war die Bezugsperson für eine Reihe fortschrittlicher Jugendlicher in Benghazi. Er gehörte dem Nationalen Übergangsrat, der oppositionellen Regierung im Osten des Landes, an. In seinem ersten Livebericht, am 19. Februar, erklärte Nabbous: „Ich habe keine Angst davor zu sterben. Ich habe Angst davor, die Schlacht zu verlieren.“ Der Satz wurde schnell zum Motto vieler Facebook-Auftritte rund um die libysche Revolution.
„Bitte sorgt dafür, das der Kanal weiter sendet. Bitte stellt Videos ein. (…) Lasst, das was Mo angefangen hat, nicht umsonst gewesen sein“, bittet die Perdita, die ein Kind erwartet, in Libya Alhurra TV.