© 2012 Reiner Wandler

Der Enteignungskrimi

Die Teilverstaatlichung des zur spanischen Repsol gehörenden argentinischen Erdölunternehmens YPF wirft immer neue Fragen auf. Repsol soll mit der chinesischen Sinopec in Verhandlungen gestanden haben, um ihr 57- prozentiges Aktienpaket bei YPF an das chinesische Petrochemieunternehmen zu verkaufen. „Chinesse Connection“ titelt die Financial Times und spekuliert über dunkle Interessen und geheime Pläne. Eine chinesische Wirtschaftsseite im Internet – caixin.com – will ebenfalls von einem förmlich im letzen Augenblick gescheiterten Deal wissen. Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner sei von Repsol nicht informiert worden.

Den Informationen von Financial Times und caixin.com zufolge sei Sinopec, Partner von Repsol in Brasilien, seit Jahren an YPF interessiert gewesen. Angesichts der feindlichen Haltung Argentiniens gegenüber Repsol habe Firmenchef Antonio Brufau versucht das Unternehmen für 15 Milliarden Dollar zu verkaufen. Brufau habe geplant, eine Absichtserklärung zu unterzeichnen und diese dann der argentinischen Regierung vorzulegen. Die Nationalisierung sei dem zuvorgekommen. Die FT fragt sich was das chinesische Unternehmen bewogen hat. „Sie haben doch sicher gesehen – wie Repsol auch – dass das Spiel so gut wie vorbei war? Haben sie etwa geglaubt, dass Argentinien nach einer Übernahme von der Renationalisierung absieht? Ein Haufen ungelöster Fragen.“ Sowohl Sinopec als auch Repsol-Chef Brufau hüllen sich in Schweigen. Interessant ist Argentinien allemal. Denn erst vor Kurzem wurde dort eines der wichtigsten Ölvorkommen Amerikas entdeckt.

Brufau hofft noch 10,5 Milliarden Dollar zu retten. So viel seien die enteigneten Anteile mindestens wert, erklärte er am Dienstag bei der Einweihung einer Raffinerie im spanischen Murcia. „Sie werden für den Schaden den diese falsche und schmerzhafte Entscheidung angerichtet hat, bezahlen“, erklärte Brufau. Er will die Verstaatlichung vor die Weltbank zur Vermittlungen bringen. Dies dürfte Fernández de Kirchner allerdings kaum beunruhigen. Argentinien hat seit der Schuldenkrise vor 11 Jahren bei der Weltbank mehrere Verfahren anhängen, ohne darauf reagiert zu haben.

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy versucht derweilen wirtschaftlichen und diplomatischen Druck auf Buenos Aires auszuüben. Spanien werde künftig Biodiesel aus Europa statt aus Argentinien beziehen. Bei einer Lateinamerikareise erhielt der Konservative Unterstützung vom mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón, der zur Zeit den Vorsitz des G-20 inne hält. Dieser bezeichnete die Politik der Argentinier als „unverantwortlich und irrational“. Mexikos staatlicher Erdölkonzern Pemex hält 9,49 Prozent bei YPF. Auch in Argentinien selbst werden erste kritische Stimmen laut. „Diese Entscheidung wird uns Milliarden von Pesos an Schulden bringen und uns von der Welt distanzieren“, warnt der Bürgermeister von Buenos Aires, Mauricio Macri.

Während die EU ein Treffen mit der argentinischen Regierung abgesagt hat, bekommt Rajoy aus Washington nur die kalte Schulter gezeigt. Fernández de Kirchner war so vorausschauend, die 17 Prozent bei YPF, die in Händen von meist us-amerikanischen Investmentfonds sind, von der Teilverstaatlichung auszunehmen.

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