© 2007 Reiner Wandler

Der Dicke

Nicht etwa Heilig Abend, sondern der 22.12. ist der wichtigste Tag der spanischen Weihnachten. Aufstehen, um 9 Uhr das Radio oder den Fernseher an. Ein Stapel Lotteriescheine, Notizblock und Bleistift bereit, denn heute wird die Weihnachtslotterie ausgelost. „El Gordo“ – der Dicke – heißt der heißersehnten Hauptgewinn. Neben einer Unmenge kleinerer Preise werden 185 mal drei Millionen Euro ausgeschüttet.

32 Schüler und Schülerinnen des Madrider Gymnasium San Ildefonso – einer Einrichtung für Waisen und sonst vom Leben geschlagene Kinder – spielen Jahr für Jahr Glücksfee an der Lostrommel. Zeitungskioske, Bars, Geschäfte, Belegschaften, Schulen, Freundescliquen verkaufen die Nummern in kleine Teilscheine gestückelt. In Zehntel – Decimos – oder noch kleineren Anteilen gelangen sie so in die Hände der Spieler. Jeder Spanier gab dieses Jahr im Schnitt 72 Euro für seine Hoffnung auf das große Glück aus. Der Lotterieprofi versucht so viele Nummern wie möglich, über das ganze Land verstreut, zu ergattern. Spanien ist in den Monaten vor Weihnachten eine einzige große Tauschbörse. Ist Fortuna hold, beglückt der Gordo oder einer der anderen Preise, auf diese Art meist ganze Straßenzüge oder Dörfer.

Seit die Lotterie 1763 von König Carlos III eingeführt wurde, gewinnt einer alle Jahre wieder: Vater Staat. Denn nur 70 Prozent der Lotterieeinnahmen werden ausgespielt. Der Rest geht ans Finanzamt. Dieses Jahr sind dies 870 Millionen Euro – zweifelsohne der „Supergordo“.

Was bisher geschah: