© 2014 Reiner Wandler

Die Zukunft hat vier Beine

Der Fortschritt liegt manchmal lange zurück. Zu diesem Entschluss kam die Gemeindeverwaltung, in Montforte del Cid, einem 7.000-Seelendorf unweit der spanischen Küstenstaat Alicante. Seit Sommer wird dort der Müll wieder mit einer Pferdekutsche abgeholt, dem sogenannten Hipomóvil. Der Grund: „Die Ausgaben für die Müllabfuhr sinken dadruch von 400.000 Euro im Jahr auf 200.000“, heisst es aus dem Rathaus.

Die Rechnung ist einfach. Ein Müll-LKW kostet in der Anschaffung 125.000 Euro und kann zehn Jahre genutzt werden. Pferd mit Kutsche schlagen alle 20 Jahre mit nur 6.000 Euro zu Buch. Ein LKW schluckt für 7.000 Euro Diesel im Jahr. Das Pferd begnügt sich mit Hafer und Heu für 900 bis 1.200 Euro jährlich. Auch Tierarztbesuche und neue Hufeisen sind deutlich billiger als die regelmässigen Inspektionen in der LKW-Werkstatt. Um vom CO2-Ausstoss ganz zu schweigen. Mit dem eingesparten Geld sollen weitere nachhaltige Projekte in Angriff genommen werden. Die Gemeindeverwaltung plant eine Kompostierungsanlage.

Die Kutsche, die seit August in der Altstadt von Montforte del Cid ihre Runden dreht, hat mit traditionellen Fuhrwerken nur das Pferd gemeinsam.  Solarpanels auf dem Müllwagen laden eine Batterie für die Beleuchtung. Denn ein Teil der Müllabfuhr findet abends statt. Außerdem können die Kutscher per USB ihre Handys oder Taschenlampen aufladen. Es ist eine Pferdetränke an Bord. Und die Pferdeäpfel werden automatisch aufgefangen, damit die Straße nicht verunreinigt wird. Das Pferd – ein Exemplar der französischen Rasse Percheron – kann bis zu 2.000 Kilogramm ziehen. Doch liege die tatsächliche Last bei den Fahrten bei nicht mehr als 1.000 Kilogramm, heisst es in einem Kommuniqué des Rathauses.

Die Idee mit der tierischen Müllabfuhr ist nicht neu. In Frankreich wurden seit Anfang der 2010er Jahre nach und nach über 80 Pferdegespanne in Dienst genommen. Auch in Belgien und Österreich setzen mehrere Gemeinden Pferde ein. Im Schweizer Ort Avenches, im Kanton Vaud, ist das modernste Pferdegespann unterwegs. Es handelt sich um eine Müllkutsche, die ähnlich funktioniert, wie die meisten E-Bikes. Beim Bremsen laden sich Batterien auf. Wird das Pferd müde, unterstützt ein Elektromotor das Tier. Diese „Wohlfühlkutsche“, die seit Sommer 2012 im Einsatz ist, wurde von der Forschungsanstalt Agroscope zusammen mit dem Ingenieurbüro Meterus Sàrl in Fribourg entwickelt.

Was bisher geschah: