© 2013 Reiner Wandler

Spaniens Königshaus im Visier der Justiz

Die Tochter des spanischen Königs Juan Carlos, Infanta Cristina von Borbón und Griechenland, muss am 27. April vor den Kadi. Ermittlungsrichter José Castro verdächtigt die Infanta Cristina an den dunklen Geschäften ihres Ehemannes Iñaki Urdangarin beteiligt gewesen zu sein. Dieser hat mit seinem Geschäftspartner Diego Torres jahrelang ein Marketingunternehmen geführt. Unter dem Deckmantel einer NGO mit dem Namen Instituto Nóos berieten sie Gemeinde- und Regionalverwaltungen, kassierten für nie erbrachte Dienstleistungen Steuergelder und organisierten zu völlig überhöhten Preisen Tourismuskongresse und Symposien zum Thema Sport. Insgesamt sollen sie damit mindestens 6 Millionen Euro verdient haben. Ein Großteil des Geldes wurde in Steuerparadiese verschoben.
Infanta Cristina gehörte dem Vorstand des Unternehmens an. Bisher hatte das Königshaus versucht die Prinzessin herauszuhalten, Sie wäre nur pro forma in den Papieren aufgetaucht. Mit dem eigentlichen Geschäft hätte sie nichts zu tun gehabt.
Die Infante stolperte jetzt über Richter Castro auf Mallorca, wo Nóos den größten Coup landete. Von der konservativen Inselregierung kassierte die NGO, die laut Ermittlungsstand eine „aussergewöhnliches Gewinnstreben“ an den Tag legte, 2,3 Millionen Euro. Castro bezog bisher nur die Ehefrau von Urdangarins Partner Torres mit ein. Sie hatte den gleichen Stand im Unternehmen wie die Infante. Torres kündigte daraufhin die gemeinsame Verteidigungsstrategie mit Urdangarin auf und lieferte nach und nach emails aus dem innerbetrieblichen Schriftverkehr.
Diese werfen ihren langen Schatten nicht nur auf Infante Cristina. Es tauchen darin auch deren Privatsekretär, Carlos García Revenga, ein enger Freund und Vertrauter von König Juan Carlos auf. Er kümmerte sich um die Finanzen von Nóos. Außerdem gibt es Mails zur „spezielle Freundin“ des Königs – die freundliche Umschreibung der spanischen Presse für „Geliebte“ – der Deutschen Corinna Sayn Wittgenstein. Juan Carlos selbst soll, so andere Mails, bei Politikern, die mit Nóos Geschäfte betrieben, ein wohlwollendes Wort für das Unternehmen seines Schwiegersohnes eingelegt haben.

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