El Hierro bebt, nicht einmal, nicht zweimal … Seit Freitag vor einer Woche erschütterten über 8.000 Erdstöße die kleinste und jüngste der sieben Kanarischen Inseln. Alleine am Donnerstag bewegte sich der Boden mehr als 90 Mal. Die heftigsten Beben lagen bei 3,8 auf der nach oben offenen Richterskala. Alles deutet darauf hin, dass es in den nächsten Wochen zu einem Vulkanausbruch auf der spanischen Insel mitten im Atlantik kommen wird.
Die Armee hat Einheiten mit Zelten für ein Notlager für 2.000 Menschen auf die Insel verlegt. Das Rote Kreuz ist mit einem Feldlazarett und Zelten für weitere 500 Menschen vor Ort. Ein Straßentunnel auf der Insel wurde vorsichtshalber geschlossen. Vergangene Woche wurden in La Frontera – mit 4.000 Einwohnern größten Ort der Insel – 50 Menschen evakuiert. El Hierro zählt 10.000 Einwohner.
Die Welle der Erdstöße begann Mitte Juli. Seither reißen die Anzeichen für vulkanische Aktivitäten nicht mehr ab. Die Insel ist wie aufgebläht. Das Gelände rund um La Frontera hat sich in einem Umkreis von sechs Kilometern um vier Zentimeter angehoben. „Es ist als ob ein Ballon aufgeblasen wird“, erklärt Itahiza Domínguez vom Nationalen Geografischen Institut. Außerdem ist in manchen Gegenden das CO2, das vom Boden freigesetzt wird, um ein vierfaches angestiegen. Taucher messen ständig die Wassertemperatur rund um El Hierro und suchen den Meeresgrund auf Riss ab, aus denen Gase aufsteigen. Bisher ohne Ergebnis. Die Wissenschaftler gehen von einer großen Magmablase unter El Hierro aus.
Vulkanexpertin Domínguez zeigt sich dennoch ruhig. „Es ist eine Vulkantätigkeit vom Typ Stromboli“, erklärt sie. Ähnlich wie auf der italienischen Insel erwartet sie deshalb keine gewaltige, vulkanische Explosionen, sondern eine Rissbildung mit dem Austritt von zähflüssigem Lava. Dies sei rechtzeitig vorherzusagen. Die Schäden an Gebäuden und die Gefahr für die Bevölkerung seien bei einem solchen Vulkanausbruch eher gering, ist sie sich sicher. Vermutlich wird auf El Hierro bei einem solchen Ausbruch ein neuer Vulkan entstehen. Die Insel zählt bereits 500 erloschene Krater.
Wie lange es dauern kann, bis sich der Magmadruck unter El Hierro entlädt, darüber sind sich die Wissenschaftler nicht einig. Manche sprechen von Wochen, andere von Monaten. In den letzten Stunden hat sich die Erdbebentätigkeit hinaus aufs Meer verlagert. Das weckt Hoffnungen, die Insel an sich könnte verschont bleiben.
Der letzte Vulkanausbruch auf den Kanarischen Inseln fand 1971 auf der Insel La Palma statt. „Sechs Tage zuvor stieg die Erdbebentätigkeit an, es öffnete sich eine Spalte, es kam zu einer Explosion mit etwas Asche, aber alles war sehr ruhig“, erklärt Domínguez was damals geschah.