Die Ermittler warten mit ersten Ergebnissen über den Ablauf des Anschlages auf das Café Argana am berühmten Platz Djemaa el-Fna im marokkanischen Marrakesch auf. „Es war kein Selbstmordattentat“, erklärt Innenminister Taieb Cherqaoui. „Es sieht so aus, als sei die Bombe ferngezündet worden.“ Der Sprengsatz beschädigte am vergangenen Donnerstag das bei Touristen beliebte Lokal schwer. 16 Gäste wurden getötet, darunter mindestens 12 Ausländer. Über 20 wurden zum Teil schwer verletzt.
Holländische Urlauber wollen den mutmaßlichen Attentäter wenige Minuten vor der Explosion gesehen haben. Er habe zwei große Taschen dabeigehabt, die er im Café stehen ließ, nachdem er einen Tee trank. „Er hörte die ganze Zeit seinen MP3-Player und war nicht nervös“, beobachteten sie.
Laut den Ermittlungen, enthielt der Sprengsatz eine Mischung aus Aluminiumnitrat und Acetonperoxid. Dieser Sprengstoff wird häufige bei Attentaten benutzt, da er leicht selbst herzustellen ist. „Es wurden Nägel beigemischt, um mehr Schaden in einem größeren Umkreis anzurichten“, erklärt Innenminister Cherqaoui. „Jeder weiß, wer so vorgeht“, fügt er hinzu. Zwar beteuert der Minister einmal mehr, „in alle Richtungen zu ermitteln“, doch der Hinweis auf Al Qaida ist nicht zu überhören.
„Die Vorgehensweise in Marrakesch ist völlig neu“, schreibt die oppositionellen Internetzeitung demainonline. Der bisher größte Anschlagserie in Marokko im Mai 2003 auf westliche und jüdische Einrichtungen in der Wirtschaftsmetropole Casablanca wurde von Selbstmordattentätern verübt. „Die Überwachungskameras auf Djemaa el-Fna, dem wichtigsten Touristenziel in Marokko, funktionierten nicht“, heißt es weiter.
Für so Manchen ist die Schlussfolgerung klar: „Der Terrorist ist der Machtapparat. Alles andere wird nicht akzeptiert, solange es keine stichhaltigen Beweise gibt“, schreibt einer der Initiatoren der jungen, marokkanischen Demokratiebewegung auf seinem Facebook. „Der Machtapparat des Königs ist wie der Hirtenjunge in der Fabel, der zu oft gelogen hat. Auch wenn er nichts getan hat, hat er so oft gelogen, dass man ihm nicht mehr glaubt. Es ist an ihm, seine Unschuld zu beweisen.“
Der Autor gehört zu denen, die seit dem 20. Februar nach tunesischem Vorbild per Internet überall im Lande Demonstrationen für Demokratie und gegen die Korruption organisieren. Erst am vergangenen Wochenende waren wieder Zehntausende auf der Straße. Und am 1. Mai wird sich die „Bewegung 20. Februar“ unter die traditionellen Gewerkschaftsdemonstrationen mischen.