Auf der anderen Seite angekommen machen wir stolz das Gipfelfoto vor dem überdimensionalen Aluminiumkreuz. 3404 Meter über dem Meer. Wir sind am höchsten Punkt der Pyrenäen, dem Grenzgebirge zwischen Frankreich und Spanien angekommen. Auf dem Rückweg über den Blockgrat kämpfen wir mit dem Gegenverkehr. Der Aneto ist beliebt. Ende Mai kommen die Skitourengeher in Scharen herauf, um die Saison mit einer der längsten Touren in den Pyrenäen ausklingen zu lassen.
Der Aufstieg begann bereits am Vorabend. In wenig etwas mehr als einer Stunde erreichen wir vom Parkplatz La Besurta (1900m) am Ende des Tales von Benasque, dem spanischen Chamonix, die Hütte La Renclusa (2149m) des Alpenvereins der Region Aragón. Trotz eines erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Ausbaus ist die Hütte immer noch zu eng für den Ansturm auf das Wahrzeichen der Pyrenäen. Vor der Tür stapeln sich die Skier, drinnen herrscht ein Chaos aus Skischuhen, Rücksäcken und Eispickeln. Alle wollen zum Aneto. Wer nicht mit den Brettern aufsteigt, versucht sich mit Steigeisen auf einer der unzähligen Wege durch die Fels- und Gletscherlandschaft.



Zu Zeiten der Franco-Diktatur geriet die Gegend rund um den Aneto auch in den Blick der Politik. Nicht nur weil das unwegsame Gelände Schmugglern und politischen Flüchtlingen als Route in und aus dem unfreien Spanien diente. Das Wasser des Aneto-Gletschers führte zu einem diplomatischen Konflikt. Der breite bach, der sich im Plan de Aigualluts bildet, stürzt wnig weiter am Fuße des Massivs in eine riesige Öffnung im kalkigen Untergund. Forau de Aiguallut, nennt sich dieses Loch mit 70 Metern Durchmesser und 40 Metern Tiefe. Franco plante es mit einer Sprengung zu zuschütten. Denn das Wasser das hier verschwindet, tritt nicht etwa weiter unten im Tal zu Tage, es fließt unter dem gesamten Massiv hindurch nach Norden, um den französischen Fluss Garonne zu speisen. Der spanische Diktator hätte das kostbare Nass gerne auf spanischen Feldern gesehen. Die Vermittlung des schwedischen Königs Gustav konnte das Schlimmste verhindern. Das Naturspektakel blieb erhalten./Fotos: Pablo Queraltó.
Das spanische Bergsteigerdorf Benasque bietet neben dem besten spanische Bergsportgeschäft auch Unterkünfte, Restaurants und zünftiges Nachtleben, für diejenigen, die früher anreisen oder länger bleiben wollen. Es lohnt sich allemal. Denn neben dem Aneto beginnen hier auch die Touren auf den Posets oder den Maladeta. Bergführerbüros bieten sowohl im Winter als auch im Sommer organisierte Touren und alpine Kurse an. Unweit von Benasque liegt die Skistation Cerler.
Es empfiehlt sich vor allem am Wochenende die Hütte La Renclusa rechtzeitig zu buchen. Wer kein Spanisch kann, braucht sich keine Sorgen machen. In den spanischen Pyrenäen verstehen die Hüttenwarte auch Französisch.