© 2010 Reiner Wandler

Unter Ausschluß der Öffentlichkeit

Die Hauptstadt der Westsahara, El Aaiún, ist weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten. Die marokkanischen Armee und Gendarmerie lässt keine ausländischen Beobachter in die Stadt, seit am Montag ein Protestcamp von 20.000 Sahrauis gewaltsam aufgelöst wurde. Journalisten sowie mehrere spanische und ein französischer Parlamentarier wurden an der Einreise in die Westsahara gehindert. Internationale Menschenrechtsorganisationen verlangen vergebens vor Ort untersuchen zu dürfen.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit werden Razzien durchgeführt. Die Gendarmerie sucht Haus für Haus nach den 22 Mitgliedern des Organisationskomitees de Protestcamps, mit dem die angestammte Bevölkerung gegen ihre Benachteiligung unter der seit 35 Jahren währenden marokkanische Besatzung demonstrierte.

Die Sahrauis in El Aaiún sind nicht nur der Gewalt der Polizeibeamten ausgesetzt. Immer wieder greifen marokkanische Einwanderer zur Knüppeln, jagen Sahrauis durch die Gassen und zerstören deren Wohnungen.

„Es herrscht völliges Chaos in El Aaiún“, erklärt der Vertreter der Polisario auf den Kanarischen Inseln, Mohamed Salem Daha, bei dem die Informationen zusammenlaufen. Bisher kann er 11 Tote bestätigen. Über 700 Sahrauis wurden seit der Räumung zum Teil schwer verletzt. 160 Sahrauis seien verschwunden. Wie viele Verhaftete es gibt weiß er nicht. „Denn ständig kommen neue hinzu. Andere werden freigelassen.“

Die marokkanischen Behörden sprechen von 7 Toten Polizisten und Soldaten, sowie einem toten Sahraui. 169 Menschen seien verhaftet worden. Verschwundene gäbe es keine.


Die Proteste nach der Räumung des Camps haben sich mittlerweile auf weitere Städte ausgeweitet. „In Smara, Dajla und Bojador versammeln sich immer wieder spontan größere Gruppen, rufen Parolen gegen die marokkanische Besatzung und für die Unabhängigkeit, bevor sie sich auflösen, um dem Zugriff der Gendarmerie zu entgehen“, berichtet Salem Daha.

Spanien und die EU haben bisher keine deutlichen Worte gegen das brutale Vorgehen Marokkos gefunden. Trotz der Räumung vom Montag haben sich Marokko und die sahrauische Befreiungsbewegung Polisario auf weitere Gespräche unter der Schirmherrschaft der UNO für Dezember geeinigt.

Was bisher geschah: