Der neue PP-Chef Pablo Casado
Spaniens größte Oppositionspartei, die konservative Partido Popular (PP), hat seit Samstag einen neuen Führer. Der 37-jährige Pablo Casado, Vizesekretär für Kommunikation und Abgeordnete für die konservativen Hochburg Ávila, setzte sich mit 57 Prozent der Stimmen der Parteitagsdelegierten gegen die ehemalige stellvertretende Regierungschefin Soraya Sáenz de Santamaría (47) durch. Er tritt damit die Nachfolge von Mariano Rajoy an, der 14 Jahre an der Spitze der PP stand. Rajoy war Anfang Juni von seinem Amt zurückgetreten, nachdem er durch ein Misstrauensvotum der Sozialisten von der Regierungs- auf die Oppositionsbank verwiesen worden war. Casado ist der jüngste Parteichef, den die PP in ihrer 40-jährigen Geschichte bisher hatte.
Und er ist doch irgendwie alt. Casado gelang der Sieg, in dem er an die tiefen, ideologischen Werte der spanischen Rechte appellierte. Er redete von Familie, sprach sich gegen die Fristenregelung und gegen Euthanasie aus, versprach die „Rückeroberung“ des abtrünnigen Kataloniens und die Abschaffung „ungerechter Steuern“, wie die auf Erbschaften und Unternehmergewinne. Mit diesen Auffassung, die stark an seinen politischen Ziehvater, den einstigen Regierungschef José María Aznar erinnern, setzte er sich gegen die eher pragmatisch argumentierende Sáenz de Santamaría durch.
Casado, verheiratet und Vater zweier Kinder, will mit seiner harten Linie die Wähler zurückholen, die an die rechtsliberalen Ciudadanos (Cs) und die ultrarechte Vox verloren gegangen sind. Doch das ganze birgt eine Gefahr. Casado, der immer wieder mit seinen Angriffen auf die feministische Bewegung für Schlagzeilen sorgt, räumt freiwillig die politische Mitte und lässt dort den seit dem Misstrauenvotum regierenden Sozialisten Platz.
Casado, der sich anders als seine Konkurrentin von der Parteijugend an hochgedient hat, sprach den Delegierten einer Partei aus der Seele, die alles verloren hat. Er ließ dabei geflissentlich das aus, was zur Krise der PP, die einst die größte Machtfülle auf sich vereinte, die eine Partei im demokratischen Spanien je inne hatte: Die Korruption.
Dabei könnte der junge Parteichef, der über einem von ihm mitbegründeten Think Tank Friends of Israel in enger Verbindung mit Politikern der Trump-Administration steht, schon bald von seiner eigenen Vergangenheit in einem der korruptesten Landesverbände, dem der Hauptstadtregion Madrid, eingeholt werden.
Dort ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen eines Masterstudiengangs an der Universität König Juan Carlos (URJC). Die Madrider Chefin der Regionalregierung trat zurück, als sich herausstellte, dass sie den Titel in Verwaltungsrecht ihr eigen nennt, ohne an Prüfungen und am Unterricht teilgenommen zu haben. Casado hat den gleichen Titel, auch er erschien nie im Unterricht.
Und selbst bei seinem Jurastudium scheint nicht alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Als er 2007 ins Regionalparlament gewählt wurde, fehlten ihm 12 von 25 Scheinen. Er bestand sie alle an einem privaten Institut in nur vier Monaten. Die Universität Complutense, mit der das Institut zusammenarbeitete, prüft jetzt, ob sie ihm den Titel aberkennen soll./Foto: Partido Popular