„Los Caídos de la División Azul“ – „Die Gefallenen der Blauen Division“ – werden auch künftig einen Straße in Madrid haben. So entschied ein Gericht in der spanischen Hauptstadt. Zwar sei die rund 15.000 Mann starke faschistische Freiwilligentruppe, die Hitlers Wehrmacht gegen die Sowjetunion unterstützte, in Zeiten der Franco-Diktatur gegründet worden, „aber sie agierte ausserhalb unserer Grenzen, und diente nicht der Verherrlichung der Diktatur“, heisst es in dem Richterspruch. Deshalb dürfe Madrids Bürgermeisterin Manuela Carmena den Name nicht streichen. Geklagt hatten die Angehörigen eben jener spanischen Milizionäre.
Die „Gefallenen der Blauen Division“ gehören zu 52 Straßennamen, die mit dem „Gesetz zum historischen Gedenken“ in der Hand, für immer aus dem Madrid Stadtplan verschwinden sollen. Putschgeneräle, Faschisten, Schlachten und Mythen werden durch Namen von Demokraten, Menschenrechtlern und Künstler ersetzt. Statt der „Gefallenen der Blauen Division“ sollte die Straße im Madrider Norden den 192 Opfern der islamistischen Bomben auf Pendlerzüge am 11. März 2004 gedenken.
Nicht nur in Madrid – wo die konservative Partido Popular (PP) von Regierungschef Mariano Rajoy und die rechtsliberalen Ciudadanos gegen die Pläne stimmten – ist die Umbenennung der Straßen ein schwieriges Unterfangen. In Alicante erreichte die PP vor Gericht einen Stopp des Projektes. In Cordoba sammeln die Konservativen Unterschriften für die Beibehaltung der Putschgeneräle rund um den späteren Diktator Francisco Franco auf den Straßenschildern. Die Namen zu ändern würde „Wunden aufreißen“ und „Bürger entzweien“ begründet die PP, warum sie sich gegen das Gesetz von 2007 stellt, dass die Umbenennung anordnet.
„Ich wohnte lange in der Straße Salvador Moreno“, berichtet der Regierungschef Mariano Rajoy von seiner Kindheit im nordwestspanischen Pontevedra. General Moreno war im Bürgerkrieg für Flächenbombardierung der Zivilbevölkerung verantwortlich. Jetzt heißt die Straße nach der Dichterin Rosalía de Castro. „Ich weiß nicht, warum sie der Straße ihren Namen genommen haben. Ich nenne sie noch immer so wie früher“, beteuert Rajoy sein Unverständnis.
Das Gesetz zum historischen Gedenken stammt von Rajoys sozialistischem Vorgänger José Luis Rodríguez Zapatero. Unterer anderem sollten auch die über 100.000 Opfer der Putschisten und der Diktatur gesucht werden, die noch immer überall im Land in Massengräbern und Straßengräben verscharrt liegen. Als Rajoy Ende 2011 an die Regierung kam strich alle Haushaltsposten, die mit dem Gedenken zu tun hatten. Die Proteste der Opposition kommentierte PP-Fraktionssprecher Rafael Hernando: „So mancher hat sich an seinen Vater erinnert,als es Subventionen gab, um ihn zu finden.“ Und der stellvertretende PP- Generalsekretär Pablo Casado machte sich auf einer Veranstaltung in Madrid über die Opfer der Diktatur lustig. Die Linken seien „Reaktionäre“, die „den lieben langen Tag nur vom Krieg der Großväter, dem Massengrab, von was weiß ich wem, und vom historischen Gedenken reden.“/Foto: Strakhov