© 2013 Reiner Wandler

Nackte Brüste, nackte Wut

Tunesiens Salafisten bedrohen eine 19 Jährige mit dem Tod durch Steinigung. Der Grund: Amina hat sich Anfang März der Bewegung Femen angeschlossen. Die Gymnasiastin veröffentlichte im Facebook ein Foto auf dem sie mit nackten Oberkörper zu sehen ist. Auf die Haut geschrieben steht auf arabisch zu lesen: „Mein Körper gehört mir, er ist niemandes Ehre.“
Der Aufschrei der radikalen Religiösen ließ nicht lange auf sich warten. Der bekannte Prediger Adel Ami verkündete eine Fatwa, ein urteil im Namen des Korans. Amina müsse auf einem öffentlichen Platz 100 Peitschenhiebe erhalten und danach zu Tode gesteinigt werden. Ungestraft durfte er dies selbst im Fernsehen wiederholen. Würde Aminas Verhalten ungestraft bleiben, „könnte es ansteckend wirken und andere Frauen auf Ideen bringen“, erklärt der Prediger.
Aus Solidarität mit Amina fotografierten sich bisher mindestesn eine weitere Tunesierin mit ähnlicher Parole auf nackter Haut. Auch sie bekennt sich zu Femen, der feministischen Protestbewegung, die 2008 in der Ukraine entstand.
Im Internet machte sich vergangenen Woche Sorge um die junge Frau breit. Sie wurde Anfang der Woche von französischen Femen-Aktivistinnen als vermisst gemeldet. Viele befürchteten, Amina könnte von Salafisten entführt worden sein. Diese Befürchtung scheint sich als unbegründet zu erweisen. Mittlerweile soll es – so Femen in Paris – Informationen geben, die bestätigen, dass Amina von ihrer Familie in eine psychiatrische Klinik zwangseingewiesen worden ist.
Auf der Facebookseite von Femen Tunisia prallen die unterschiedlichsten Meinungen aufeinander. Während die einen die jungen Frauen als „pervers“ als „ungläubig“ und „schädlich für die Religion“ beschimpfen, verteidigen andere das Recht der Frauen, ihren Kampf für Gleichberechtigung und gegen Machismus so zu führen, wie sie es für richtig halten. „Wenn es dir nicht passt, verzieh dich … Wieder so einer, der sich vor einem Pornofilm selbstbefriedigt, aber die Freiheit der Frau nicht akzeptiert“, heisst es unter anderem.
Von ihrer Familie bekam Amina von Anfang an keine Unterstützung. Eine Schwester Aminas verurteile in einem Internetvideo die Handlung Aminas und deren Mitgliedschaft bei „Femen“. Dies sei „moralisch dekadent“ und verlange nach „psychiatrischer Behandlung“. Wenn die Berichte stimmen, wurde Amina von der Familie mit Hilfe von Zivilpolizisten verschleppt und in eine Klinik zwangseingewiesen.
Für den 4. April ruft ein Bündnis rund um die iranische Frauenrechtlerin und Bloggerin Maryam Namazie dazu auf, in Solidarität mit Amina Topless-Fotos mit Forderungen zu veröffentlichen.

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