© 2012 Reiner Wandler

Zurück in den 1960er Jahren

Die Lage auf dem spanischen Arbeitsmarkt will sich einfach nicht entspannen. Wie auch. Angehalten von der EU spart das südeuropäische Land mittlerweile an allem und rutscht immer tiefer in die Rezession. Dass da ständig weitere Jobs wegfallen, ist nur eine logische Folge. Eine Reform des Arbeitsrechtes, die Massenentlassungen erleichtert, tut ein übriges. Besonders hart betroffen sind die Jugendlichen. Mehr als die Hälfte – 52 Prozent – der Menschen unter 25 Jahren sind mittlerweile arbeitslos.

Zurecht ist von einer verlorenen Generation die Rede. Alleine in den ersten neuen Monaten diesen Jahres wanderten 55.000 meist junge Menschen aus, um vor allem in Mittel- und Nordeuropa Arbeit zu suchen. Das sind 21,6 Prozent mehr, als im gleichen Zeitraum 2011. Bis zum Ende des Jahrzehnts wird das Land auf der iberischen Halbinsel eine Million Einwohner verlieren.
Spanien ist erneut zum Auswandererland geworden. Anders als in den 1960er und 1970er Jahren gehen nicht die wenig qualifizierten Arbeitskräfte. Es sind gut ausgebildete Menschen – vor allem Ingenieure, Architekten und Menschen aus dem Gesundheitswesen.
Spanien blutet regelrecht aus. Selbst gesetzt der Fall, die wirtschaftliche Lage würde sich irgendwann erholen, viele derer, die heute gehen, werden kaum zurückkommen. Sie sind jung, meist alleinstehend, sprechen mehrere Sprachen und werden sich entsprechend schnell in ihrer neuen Heimat integrieren.
Und die, die in Spanien bleiben, haben ebenfalls keine Zukunft. Das Schulsystem versagt auf voller Linie. Jeder dritte Schulabgänger hat nicht einmal den Pflichtabschluss geschafft, das sind – so zeigt eine Studie der UNESCO – doppelt so viele wie im EU-Schnitt. Kürzungen im Bildungsbereich werden diese Bilanz noch verschlimmern.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigt fünf weitere sparsame Jahre für Europa an. Danach wird alles, was in Spanien in den letzten Jahrzehnten mühsam – auch mit EU-Fonds – erreicht wurde , nicht mehr sein. Der Süden Europas wird dann wieder dort stehen, wo er einst war. Billiglohnland und Lieferant von Arbeitskräften für den reichen Norden. Europäische Integration sieht anders aus.

Was bisher geschah: