© 2012 Reiner Wandler

Der Brief ist raus

Spaniens Finanzminister Luis de Guindos hat seinen Brief abgeschickt: „Ich habe die Ehre mich im Namen der spanischen Regierung an Sie zu wenden, um förmlich Finanzhilfe für die Rekapitalisierung der spanischen Finanzinstitute, die dies brauchen, zu beantragen,“, heißt es in dem nur vier Abschnitte langen Schreiben, das der Minister am Montag an den Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker sandte. Über den genauen Betrag stand nichts im Schreiben. De Guindos, der bis zum Crash einer der Verantwortlichen der us-amerikanischen Krisenbank Lehman Brothers in Südwesteuropa war, bezieht sich nur auf die Untersuchungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und zweier privater Beraterfirmen, Roland Berger aus Deutschland und Oliver Wyman aus USA, die im Auftrag der spanischen Regierung das Bankensystem untersucht haben. Während der IWF von einem Finanzbedarf von 40 Milliarden ausgeht, sprechen die beiden Unternehmen von bis zu 62 Milliarden Euro. Beide Beträge liegen weit unter den 100 Milliarden, die von Brüssel für Spanien reserviert wurden.

In den kommenden Wochen, vermutlich bis zur nächsten Eurogruppensitzung am 9. Juli, wird De Guindos und die EU die Bedingungen für den Kredit aushandeln. De Guindos hofft auf eine Laufzeit von mindestens 15 Jahren und einen Zinssatz von drei bis vier Prozent. Welche Banken und Sparkassen letztendlich unterstützt werden müssen, steht ebenfalls noch nicht fest. Die Detailstudien von Berger und Wyman werden erst für September erwartet.
Rund 30 Prozent der Geldinstitute leiden unter den toxischen Aktivposten aus der Immobilienkrise. Die drei Großbanken BSCH, BBVA und Caixa sind wohl gesund. Am anderen Ende der Skala befinden sich die vom staatlichen Bankenrettungsfond (FROB) verwalteten vier Kassen, darunter die hauptstädtische Bankia, die Anfang Mai teilverstaatlicht werden musste. Bankia, das viertgrößte Finanzinstitut Spaniens, könnte bis zu 19 Milliarden Euro brauchen. 4,5 Milliarden hat de Staat bereits investiert um einen Crash abzuwenden.
Das Geld der EU fließt an den Rettungsfond FROB. Deutschland hatte darauf bestanden. Denn nur so sei eine Kontrolle für die bevorstehende Umstrukturierung des Finanzsektors und eine Bürgschaft gegeben. Spanien versuchte in den letzten Wochen eine direkte Hilfe von Brüssel an die Banken durchzusetzen, damit die Hilfsgelder die Staatsverschuldung nicht erhöht. Überraschend bekam De Guindos dafür vergangene Woche Unterstützung von IWF-Chefin Cristine Lagarde. Sie verlangte ebenfalls eine direkte Bankenhilfe, um zu verhindern, dass die Kreditwürdigkeit Spaniens an den Märkten weiter einbricht. Gestern stieg der Risikozuschlag – nach einer leichten Erholung vergangene Woche – wieder auf rund 500 Punkte und die Zinsen für zehnjährige, spanische Staatsanleihen damit erneut auf knapp 6,5 Prozent.

Was bisher geschah: