Das Leben Ben Bellas ist ein Leben zwischen zwei Realitäten, der französischen und der algero-nationalistischen. An der Grenze zu Marokko geboren machte er seinen Militärdienst in Frankreich und kämpfte im Zweiten Weltkrieg in einer marokkanisch-französischen Einheiten gegen Nazideutschland.
Es war der Tag nach dem großen Waffengang, der Ben Bellas Leben für immer verändern sollte. Am 8. Mai 1945 kam es in mehreren algerischen Städten bei den Siegesfeiern zu Unabhängigkeitsdemonstrationen der einheimischen Bevölkerung. Die Kolonialmacht reagierte mit Härte. Tausende verloren ihr Leben.
Ben Bella engagierte sich fortan in der antikolonialen Bewegung und galt bald schon als „gefährlicher Agitator“. Er tauchte schließlich ab und schloss sich der bewaffneten Spezialorganisation (OS) an. 1950 nach einem Überfall 3,7 Millionen-France-Postraub wurde Ben Bella zu sieben Jahren Haft verurteilt. 1952 gelang ihm die Flucht nach Kairo.
1956, zwei Jahre nach dem Beginn des Algerienkrieges, wurde er erneut verhaftet. Der Panarabist gehörte mittlerweile dem Führungstab des antikolonialen Aufstandes an. Das Flugzeug, mit dem er und vier weiteren Führer von Marokko nach Tunesien reisten, wurde von der französischen Luftwaffe aufgebracht und zur Landung in Algier gezwungen. Ben Bella verschwand bis zum Ende des Krieges hinter Gittern.
1962 hielt er triumphal Einzug in Algier und wurde zum ersten Präsidenten. Er wollte sein Land in einen islamisch geprägten Sozialismus führen. 1965 putschte sein Verteidgungsminister Houari Boumedienne. Bis 1979 war Ben Bella ohne Prozess inhaftiert. Nach einem weiteren Jahr unter Hausarrest ging er ins schweizer Exil von wo er 1990 zurückkehrte.
In den 1990er Jahren gehörte er zu denen, die versuchten den blutigen Konflikt zwischen Islamisten und Armee zu beenden. In den letzten Jahren war es um Ben Bella ruhig geworden. Er wohnte auf den Anhöhen Algiers und saß im Kommitee der Weißen der Afrikanischen Union. In die heimische Politik mischte er sich schon lange nicht mehr ein.